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BAD NAUHEIM DISCUSSIONS
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Dingler, Grundlagen
der Relativitätstheorie.
Physik.Zeitschr.XXI,1920.
habe kürzlich einen
Weg gezeigt,
wie
man zu
einem
"bevorzugten"
Koordinatensystem kom-
men kann,
in welchem
von
vornherein
alle bloß
fingierten
Felder
ausgeschlossen sind.
Einstein:
Ich kann nicht einsehen.
wie-
so es
ein
bevorzugtes
Koordinatensystem geben
soll.
Höchstens könnte
man
daran
denken,
solche
Koordinatensysteme
zu bevorzugen,
in
bezug
auf
welche
der Minkowskische
Aus-
druck für
ds2
annähernd
gilt.
Aber ab-
gesehen
davon, daß
es
für
große Räume solche
Systeme
gar
nicht geben
dürfte.
sind diese
Koordinatensysteme
sicherlich nicht exakt,
son-
dern
nur
approximater
definierbar.
Kraus
weist auf eine
erkenntnistheore-
tische Differenz zwischen den Bildern
erster
und
zweiter Art hin, indem
er
die
Bilder
erster
Art
für
höherwertig
als die Bilder zweiter Art
hält.
Lenard:
Es ist soeben das Schwerpunkts-
prinzip
hineingebracht
worden;
ich glaube
je-
doch, daß
das
auf
prinzipielle
Fragen keinen
Einfluß
haben kann.
Hugo
Dingler
(München),
Kritische Be-
merkungen zu
den Grundlagen der Re-
lativitätstheorie.
Ich werde mich im
folgenden
mit einer
Kritik
der
Grundlagen
der Relativitätstheorie be-
schäftigen. Zuvor
aber
möchte ich nach
alter
ritterlicher Sitte
vor
dem
Gegner
den
Degen
senken und
folgendes zum
Ausdruck
bringen.
Man
mag zu
der Relativitätstheorie stehen
wie
man
will,
das
eine ungeheure Verdienst wird
ihr,
neben
ihrer
heuristischen
Bedeutung, vor
der Geschichte
der
Physik
nicht
genommen
werden können:
es
ist ihr in
kürzester Zeit,
was
noch
vor 20
Jahren
kaum
jemand
für
möglich
gehalten hätte,
gelungen,
fast
die Gesamtheit
der Gebildeten für die
Grundlagen
der exakten
Wissenschaften
aufs
intensivste
zu
interessieren.
Und ein weiteres hohes Verdienst, das
man
erst
in
einiger
Zeit
wird
völlig
würdigen können,
ist
das: In-
dem der
ausgezeichnete
und verdiente
Schöpfer
die-
ser
Theorie
mit rücksichtsloser
Konsequenz aus
den
bestehenden
völlig
unbewiesenen Tagesmeinungen
über die
Grundlagen
der
Physik
die
Folgerungen
zog
und
auf
ihnen mit
fabelhafter
mathe-
matischer Kunst eine große Theorie errichtete.
hat
er
auf
eine überaus eindrucksvolle Weise
auf das
verhängnisvolle
Durcheinander
hin-
gewiesen, das
in
diesen Fragen noch herrscht.
und wird
auf
diese Weise der Anstoß dazu
sein,
daß
auch breiteren Kreisen dieses
Durch-
einander zum
Bewußtsein kommt, und
daß
man
sich nach einer
Ordnung
desselben umsieht.
Diese historischen Wirkungen der Relativi-
tätstheorie werden alle Beweise ihrer
Unhaltbar-
keit ihr nicht
zu
rauben
vermögen,
und
wenn
diese Theorie, wie ich
sicher
bin, fällt, wird dies
nicht
aus
Fehlern
geschehen,
die der
Schöpfer
der Theorie als solcher machte, sondern
aus
Fehlern,
die in der herrschenden
Anschauung
über die Grundlagen der
Physik liegen.
Ich
komme
zur
Sache.
Es
gibt
am
Anfang
der
Mechanik
gewisse
Schwierigkeiten,
welche sich auf die
Festlegung
irgendwelcher Bewegungen
im Raum beziehen
und ferner besteht die Frage nach
der
Definition
der Zeit.
Wir
wollen die
Gesamtgruppe
dieser
Probleme als "die Orientierungsprobleme"
bezeichnen,
und
uns
mit ihnen
beschäftigen.
Die
mangelnde
Gelöstheit dieser Probleme hat
in der Relativitätstheorie ihren
sozusagen klassi-
schen Ausdruck
gefunden.
Lassen Sie
uns
vorerst einige Überlegungen
anstellen.
Zunächst ist eine scharfe
Scheidung fest-
zuhalten zwischen
Bewegungen geometrischer
Figuren
und
von
wirklichen
Körpern.
Die
ersteren
gehören zur
Kinematik, die anderen
zur
Mechanik. In der Relativitätstheorie wird
beides fortwährend
vermengt zum
großen Scha-
den der Klarheit.
Ein
Koordinatensystem
ist
eine
geometrische Figur
und kein wirklicher
Körper.
Ein
Koordinatensystem
braucht nicht
fest
an
einem wirklichen
Körper
verankert
zu
sein,
und
es
ist für
jeden
wirklichen
Vorgang
vollkommen
gleichgültig,
wie
sich das Koordi-
natensystem,
auf
das ich ihn
beziehe, bewegt.
Denn, und dieses
Prinzip liegt
hier
zugrunde,
eine rein
mathematisch-geometrische
Bestimmung,
die
ja nur
ein
gedachtes
Ding
ist,
kann keine
reale
Wirkung
ausüben.
(Diese Festsetzung
ist
die
einfachere gegenüber der,
daß
eine
solche
Wirkung
möglich
sei. Denn dadurch wäre die
Trennung zwischen Innen- und Außenwelt
auf-
gehoben und ein noch vollkommeneres Durch-
einander wäre die
Folge.
Sie sehen
aber,
schon
hier
liegen Festsetzungen zugrunde.
Und ge-
naues Zusehen
zeigt,
daß
diese
Festsetzungen
durch Erfahrung weder
bewiesen,
noch
widerlegt
werden
können.)
Ich kann Sie also
wie
Sie hier
sitzen in Gedanken
auf
ein
beliebig beschleu-
nigtes Koordinatensystem
beziehen, ohne daß
Sie das
Geringste
davon merken.
Wenn also die Relativitätstheorie davon
spricht,
daß durch
bewegte
Koordinatensysteme
in
der Wirklichkeit
Wirkungen
erzeugt
werden,
so
ist das eine
etwas unglückliche Ausdrucks-
weise dafür,
daß
gewisse Körper bewegt
werden,
mit denen sie sich ein
Koordinatensystem ver-
bunden
denkt.
Ein zweiter
wichtiger
Satz ist
der,
daß rein
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