DOC. 20
THEORETICAL ATOMISM
523
Energieprinzip,
sein
Einfluß auf
die
theoretischen
Grundanschauungen
253
Ebenso
erging es
im
großen
den
Physikern.
Es
lag
für
sie
nahe,
das Gesetz
der
Energiebilanz
dahin
zu
interpretieren,
daß
es
im Grunde
nur
eine Art
von
Energie gebe,
wie
verschieden die
äußeren
Erscheinungsformen der
Energie
auch sein
mögen.
Eine
solche
Auffassungsweise
gestattet
es
nämlich,
das
Ge-
setz
von
der Erhaltung
der
Energie
zu begreifen,
d. h. als
Folgerung
aus
den
allgemeinen
Grundlagen
der Theorie
zu
erhalten,
was
bei Annahme
prinzipiell
verschiedener
Energiearten
ausgeschlossen
erscheint.
Auch die heutigen Physiker
würden
die
Zurückführung
aller
Arten
der
Energie
auf
eine
einzige
Art für
einen
höchst bedeutenden
Fortschritt
halten,
aber sie
denken nicht
daran, dies Ziel in
absehbarer
Zeit
erreichen
zu
können.
Um die
Mitte des
vorigen Jahrhunderts
aber
war
man
zuversichtlicher.
In
der
Entwicklung
der
Physik
bis
zu
jener
Zeit
spielte
die Mechanik eine derart
be-
vorzugte Rolle,
daß für
die
damaligen Physiker
die
Annahme
von
der Einheit-
lichkeit
der
Energie
untrennbar verbunden
war
mit der
Annahme,
daß
jene
ein-
heitliche
Energie
als
mechanische
Energie
aufzufassen
sei.
Sie
waren
deshalb
fest
davon
überzeugt,
daß letzten Endes
alle
Vorgänge
als mechanische
Vorgänge
aufzufassen seien. In
der
Einleitung
zu
seiner
grundlegenden Abhandlung
"Uber
die
Erhaltung
der Kraft"
(1847)
hat
H.
Helmholtz
diese
Uberzeugung
mit
folgenden
Worten
ausgesprochen:
"Es bestimmt
sich also endlich die Auf-
gabe
der
physikalischen
Naturwissenschaften
dahin,
die
Naturerscheinungen
zurückzuführen
auf
unveränderliche,
anziehende
und
abstoßende
Kräfte,
deren
Intensität
von
der
Entfernung abhängt.
Die
Lösbarkeit
dieser
Aufgabe
ist
zu-
gleich
die
Bedingung
der
vollständigen Begreiflichkeit
der Natur."
[2]
Wir
können heute wohl mit Sicherheit
sagen,
daß
diese
Überzeugung,
welche
vor
wenigen
Jahrzehnten
noch
die
unbedingt
herrschende
war,
sich
nicht
in
ihrer
ganzen
Ausdehnung
aufrecht erhalten läßt.
Aber
es
läßt
sich
heute
weniger
als
früher
leugnen,
daß
ein
großer
Teil der
physikalischen
Erschei-
nungen
sich in
höchst
befriedigender
Weise
auf
mechanische
Vorgänge
zurück-
führen
läßt.
Jener Überzeugung
von
der
fundamentalen
Bedeutung
der
Me-
chanik
für
die theoretische
Physik
verdanken wir in
erster
Linie die kine-
tische Theorie der
Wärme,
deren
Entwicklung
im
folgenden
in ihren
wichtigsten
Zügen
skizziert
werden soll. Dabei will ich mich
nicht
durchweg
an
den histo-
rischen
Entwicklungsgang
anschließen,
der
hier in hohem Maße
durch
die
Reihenfolge
bestimmt
wurde,
in der die
Überwindung
gewisser
mathematischer
Schwierigkeiten
glückte.
[3]
Die kinetische Theorie
der Materie
entlehnte
von
Anfang
an
der Chemie
und
Kristallographie
die
Molekulartheorie.
Nach dieser
bestehen
alle
physi-
kalischen Stoffe
aus gewissen
Teilchen endlicher Größe
(Moleküle),
die sich
nur
als
Ganzes
bewegen
können und
im wesentlichen als
mit
ähnlichen
Eigenschaften
begabt vorgestellt
werden
wie die festen
Körper
unserer
Erfahrung. Jedes sol-
che
Molekül besteht
aus
Atomen,
in der
Regel
aus
wenigen
Atomen. Der
skep-
tische Leser
wird
nun
denken,
die Molekulartheorie leiste
wahrscheinlich nichts
anderes,
als daß
sie
jene Qualitäten,
die wir
an
den
Körpern
unserer
Erfahrungs-
welt
kennen
gelernt haben,
einfach
in die Moleküle
verlege.
Zu
zeigen,
daß
dies
Grundhypothe-
sen der
kineti-
schen Theorie
der
Warme.