DOC.
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DISCUSSION
OF DOC.
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441
II
Emil Schoch.
Diskussion.
Prof.
Kleiner
spricht
sich nach
einigen
herzlichen
Worten
des Be-
dauerns über
den
bevorstehenden
Weggang
des
Herrn
Vortragenden
über
das
Relativitätsprinzip
folgendermassen
aus:
[1]
Was das
Relativitätsprinzip
anbetrifft,
so
wird dasselbe als revolutionär
bezeichnet. Dies
geschieht
namentlich in Hinsicht auf
diejenigen
Fest-
stellungen,
welche
speziell
Einsteinische
Neuerungen
in
unserer
physikali-
schen
Darstellung
sind. Das betrifft
vor
allem die
Fassung
des
Zeitbegriffs.
Man
war
bisher
gewohnt,
die Zeit
zu
betrachten
als
etwas,
was
jedenfalls
unter allen
Umständen
einsinnig abfliesse,
was
unabhängig
von
den Ge-
danken
vorhanden sei. Man hatte sich daran
gewöhnt,
sich
vorzustellen,
dass
irgendwo
in der Welt eine Uhr
stehe,
welche die Zeit rubriziert. Man
ist
wenigstens
der Ansicht
gewesen,
dass
man
sich die
Sache
so
vorstellen
dürfe. Nach dem
Relativitätsprinzip
aber erweist sich die Zeit als
abhängig
von
Geschwindigkeiten,
von
Koordinaten,
von
räumlichen
Grössen. Darin
soll der revolutionäre Charakter der
neuen
Auffassung
der Zeit bestehen.
Wenn wir die Sache
genauer
betrachten,
so
stellt
es
sich
heraus,
dass
es
sich
um
Präzisierungen handelt,
welche
notwendig
gewesen sind,
denn
wenn
wir
uns
daran erinnern, wie wir
zu
den
Zeitbestimmungen
kommen,
so
sehen
wir,
dass alles
sehr
einfach
ist, solange
es
sich
um
Bestimmung
von
Ereignissen
in
unserer
unmittelbaren
Nähe
handelt. Wir
haben
unsere
guten
Uhren und
können
taxieren,
in welchem Moment
irgend
etwas
vor
sich
geht.
Ganz anders steht
es
mit dieser
Gewissheit
um
die
Zeit,
wenn
es
sich handelt
um
zeitliche
Bestimmung
von
Ereignissen
an Orten,
die
von uns
entfernt sind.
Wir
wissen,
dass das
Licht
von
gewissen
Fixsternen
erst nach Jahren bei
uns
anlangt,
so
dass wir
sagen
können,
dass wir
infolge
dieser Tatsache
in
die Vergangenheit
schauen
können. Wir
können
uns
auch
ganz
gut vorstellen,
dass wir in die Zukunft
schauen,
so
dass
diese
Stabilität
in der
Auffassung
der Zeit
nun
durch die Tatsachen schon
einigermassen
untergraben
ist. Wir
wollen
uns
einen
Mann
vorstellen,
der
gewohnt
ist,
sich durch seine
Gehörwerkzeuge
orientieren
zu
lassen. Das
wird
der Fall sein bei einem
Blinden. Wir
wollen
annehmen,
derselbe
werde
plötzlich
sehend und sehe
nun
einen
Mann,
wie
er
mit einem
Hammer
Nägel
einschlägt.
Dann wird ihm das
Eigentümliche
passieren,
dass
er
das Fallen des Hammers zuerst sieht und erst nachher den
Schlag
hört. Nun ist
er
darauf dressiert, das Hören als
dasjenige
zu
betrachten,
was
dem
Phänomen
entspricht
und
er
hat
nun
nach seiner Denkweise im
Auge
ein
Organ,
mit
welchem
er
in
die
Zukunft
schaut.
Er
beobachtet
ein Ereignis
früher,
als
es
tatsächlich
geschieht.
Ich erwähne das
deswegen,
weil
es
eben
zeigt,
wie auch die
Auffassung
des
Zeitbegriffs
abhängig
ist
von
der
Art und
Weise,
wie wir
uns
die
Zeitperzeption
zurecht
legen.
Die
Schwierigkeiten beginnen
erst
da, wo es
sich
um
die Taxation
von
zeit-
lichen
Ereignissen
an
Orten
handelt,
welche
von uns
entfernt
sind. In An-
betracht
dieses
Umstandes hat Einstein
das
Radikalmittel
zur
Messung
und Taxation
von
Zeiten
ein- und
durchgeführt,
dass
er
Zeiten messbar
macht
durch
Lichtwege,
weil
er
schliesslich
zur
Perzeption
einer
uns
um-
gebenden
Welt immer durch
Lichtsignale
gelangt.
Er macht
Zeiten
messbar
durch
Lichtwege
und
macht
die
Festsetzungen,
welche
sich
aus
unserer
Erfahrung
in der
letzten
Zeit
ergeben haben,
dass
gleiche
Strecken in
gleichen
Zeiten
zurückgelegt
werden
sollen. Diese
Festsetzung ermöglicht
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