278 DOC.
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ERNST MACH
Physikalische Zeitschrift
No.
7.
1. April
1916.
Redaktionsschluß
für No.
8 am
8.
April
1916.
17.
Jahrgang.
Ernst
Mach
f. S.
101.
Originalmitteilungen:
Th. Wereide, Die
statistisch-mecha-
nische
Grundlage
der
allgemeinen
Quantentheorie.
S.
104.
C.
Deguisne, Über Beobachtungen
am
Röntgen-Transformator.
S. 106.
A.
Korn,
Magnetische
Teilchen und
rotierende Teilchen.
S.
112.
F.
Tank,
Eine
Resonanzmethode
zur
Bestimmung der Dielektrizi-
tätskonstanten leitender
Dielek-
triken,
sowie
zur Messung
des
Phasenfaktors
von
Rheostatwider-
ständen. S.
114.
INHALT:
H. Dießelhorstu.
H. Freundlich,
Uber
Schlierenbildung in kolloiden
Losungen
und ein Verfahren die
Gestalt
von
Kolloidteilchen
fest-
zustellen.
S. 117.
Zusammenfassende
Bearbeitungen:
W. Voigt, Flüssige Kristalle und
anisotrope
Flüssigkeiten.
(Fort-
setzung.)
S 128.
Besprechungen:
W. Fahrion, Neuere Gerbemetho-
den und
Gerbetheorien.
S.
135.
F.
Poske, Didaktik
des
physika-
lischen Unterrichts.
S.
136.
C.
Doelter, Die Farben der Mine-
ralien,
insbesondere
der
Edelsteine.
S.
136.
W.
Brunner,
Dreht
sich die Erde?
S.
137.
G.
Kerschensteiner,
Wesen und
Wert des
naturwissenschaftlichen
Unterrichts.
S.
137.
Ausschuß für Einheits-
und Formel-
großen (AEF).
S.
137.
Nachtrag
zur
Ubersicht
über
die
Kriegsbeteiligung
der
Deutschen
Physiker.
S.
138.
Tagesereignisse. S.
138.
Personalien. S.
138.
Vorlesungsverzeichnis
f. das
Sommer-
semester
1916.
S.
139.
Ernst Mach.
Von
A.
Einstein.
In diesen
Tagen
schied
von uns
Ernst
Mach,
der auf die erkenntnistheoretische Orien-
tierung
der Naturforscher
un-
serer
Zeit vongrößtem
Einfluß
war,
ein Mann
von
seltener
Selbständigkeit
des Urteils.
Bei
ihm
war
die unmittelbare
Freude
am
Sehen und
Be-
greifen, Spinozas amor
dei
intellectualis,
so
stark
vor-
herrschend,
daß
er
bis
ins
hohe Alter
hinein
mit
den
neu-
gierigen Augen
des Kindes
in
die Welt
guckte,
um
sich
wunschlos
am
Verstehen der
Zusammenhänge
zu
erfreuen.
Wie kommt
aber
ein
or-
dentlich
begabter
Naturfor-
scher
überhaupt dazu,
sich
um
Erkenntnistheorie
zu
küm-
mern?
Gibt
es
nicht in
seinem
Fache wertvollere Arbeit? So
höre ich
manche meiner Fach-
genossen
hierauf
sagen,
oder
spüre
bei noch viel mehr,
daß
sie
so
fühlen. Diese Gesin-
nung
kann ich nicht teilen.
Wenn ich
an
die
tüchtigsten
Studenten
denke,
die
mir
beim
Lehren
begegnet sind,
d. h.
an
solche,
die sich durch
Selbständigkeit
des
Urteils,
nicht
nur
durch bloße
Be-
hendigkeit
auszeichneten,
so
konstatiere
ich
bei
ihnen,
daß
sie
sich lebhaft
um
Erkenntnistheorie kümmerten.
Gerne
begannen sie
Diskussionen über die
Ziele
und Methoden der Wissenschaften und
zeigten
durch
Hartnäckigkeit im
Verfechten ihrer
An-
sichten
unzweideutig,
daß
ihnen der
Gegenstand wich-
tig
erschien.
Dies
ist
für-
wahr
nicht
zu
verwundern.
Wenn ich mich nicht
aus
äußeren
Gründen,
wie
Geld-
erwerb
,
Ehrgeiz
und auch
nicht oder
wenigstens
nicht
ausschließlich des
sportlichen
Vergnügens,
der Lust
am
Ge-
hirn-Turnen
wegen
einer
Wissenschaft zuwende,
so
muß mich als
Jünger
dieser
Wissenschaft die
Frage
bren-
nend interessieren: Was für
ein Ziel will
und kann die
Wissenschaft
erreichen,
der
ich
mich
hingebe?
Inwiefern
sind deren
allgemeine Ergeb-
nisse
"wahr"?
Was ist wesent-
lich, was
beruht
nur
auf
Zu-
fälligkeiten
der
Entwicklung?
Um
nun
Machs
Ver-
dienst
zu
würdigen,
darf
man
nicht die
Frage
aufwerfen:
Was hat Mach
in
diesen
all-
gemeinen Fragen
erdacht,
was
kein Mensch
vor
ihm
ersann?
Die
Wahrheit in diesen
Din-
gen
muß immer und immer
wieder
von kräftigen
Naturen
neu
gemeißelt
werden,
immer
entsprechend
den Bedürfnis-
sen
der
Zeit,
für die
der Bildner
arbeitet;
wird sie
nicht immer
neu
erzeugt,
so
geht sie
uns
über-
[1]