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Die träge Masse m eines Körpers nimmt, wenn man ihm (im Zustand der Ruhe)
die Energie E (z. B. in Form von Wärme, chemischer Energie etc) zuführt, um
zu.
Dies mit voller Sicherheit aus den allgemeinen Prämissen der Theorie (in Ver-
bindung mit der Maxwell’schen Elektromagnetik) ableitbare Resultat besagt, dass
mindestens ein Teil der trägen Masse eines Körpers in Energie besteht. Da ist doch
kaum zu bezweifeln, dass die Masse eines Körpers überhaupt nichts anderes ist als
latente Energie.
Diese Überlegung zeigt auch, dass der Satz von der Erhaltung der Masse neben
dem Satze von der Erhaltung der Energie keinen selbständigen Platz mehr bean-
spruchen darf.
(13) Spezielle Relativitätstheorie und Aether. Es ist klar, dass in der Relativitäts-
theorie die Vorstellung von einem ruhenden Aether keinen Platz hat. Sind nämlich
die Systeme K und für die Formulierung der Naturgesetze vollkommen gleich-
wertig, so ist es inkonsequent, der Theorie einen Begriff zugrunde zu legen, der
eines dieser Systeme vor den übrigen Systemen auszeichnet. Setzt man nämlich ei-
nen relativ zu K ruhenden Aether voraus, so ist der Aether relativ zu bewegt, was
nicht zur physikalischen Gleichwertigkeit beider Systeme passt.
Deshalb war ich 1905 der Ansicht, dass man von dem Aether in der Physik über-
haupt nicht mehr sprechen dürfe. Dieses Urteil war aber zu radikal, wie wir bei den
folgenden Überlegungen über die allgemeine Relativitätstheorie sehen werden. Es
bleibt vielmehr nach wie vor erlaubt, ein raumerfüllendes Medium anzunehmen,
als dessen Zustände man die elektromagnetischen Felder (und wohl dann auch die
Materie) ansehen kann. Aber es ist nicht gestattet, diesem Medium in Analogie zu
der ponderabeln Materie in jedem Punkte einen Bewegungszustand zuzuschreiben.
Dieser Aether darf nicht als aus Teilchen bestehend gedacht werden, deren Identität
in der Zeit verfolgt werden könnte.[26]
(14) Minkowskis Methode.[27] Zeit und Raum zu einem vierdimensionalen Konti-
nuum zusammenzufassen wäre zur Zeit der klassischen Dynamik eine müssige
Spielerei gewesen. Denn für sie war die zeitliche Ordnung des Geschehens unab-
hängig von allem Räumlichen, d. h. unabhängig von der Wahl des Koordinatensy-
stems. In der Relativitätstheorie aber wird die Zeit ihrer Sonderexistenz beraubt;
die Lorentz-Transformation zeigt, dass räumliche und zeitliche Koordinaten einan-
der wechselseitig bedingen, je nach der Wahl des Bewegungszustandes des Koor-
dinatensystems. áDie Sonderrolle der Zeitkoordinate gegenüber den Raumkoordi-
naten verschwindet.ñ Diese Abhängigkeit des Räumlichen und des Zeitlichen
voneinander führt notwendig dazu, Raum und Zeit zu einem vierdimensionalen
Kontinuum zusammenzufassen.
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