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LUNAR LONGITUDE
Einstein:
Bemerkung
über
periodische Schwankungen
der
Mondlánge
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Bemerkung
über
periodische
Schwankungen
der
Mondlänge,
welche
bisher
nach der
NEWTONschen
Mechanik
nicht
erklärbar
schienen.
Von
A.
Einstein.
[1]
Es
gibt
bekanntlich kleine
systematische Abweichungen
der
beob-
achteten
Mondlängen,
welche
noch
nicht
mit
Sicherheit auf ihre
Ur-
sachen
zurückgeführt
sind.
Aus
diesen hat
zunächst
ein
empirisches
periodisches
Glied
von
einer
Periode
von
273
Jahren
ausgesondert
werden können.
Die
übrigbleibenden Abweichungen
scheinen
eben-
falls mindestens annähernd
periodischen
Charakter
zu
haben, wobei
die Periode
knapp
20
Jahre und die
Amplitude von
der
Größenordnung
[2]
einer
Bogensekunde
ist.
Um
diese letzteren handelt
es
sich
im
folgenden.
C.
F.
Bottlinger hat
in
einer
von
der
Münchener
Universität
ge-
krönten Preisschrift
»Die
Gravitationstheorie und die
Bewegung
des
[3] Mondes«
(Freiburg i.
Br. 1912.
C.
Troemers Universitätsbuchhand-
lung)
eine
Erklärung
dieser
Abweichungen
zu
geben
versucht,
indem
[4]
er
anschließend
an
eine
wichtige kosmologische Überlegung
Seeligers1
die
Hypothese
einführte,
daß Gravitationskraftlinien
beim
Durchgang
durch
ponderable
Massen eine
Absorption
erleiden.
Es scheint
mir aber,
daß die
Abweichungen
ohne
Einführung
einer
neuen Hypothese
sehr einfach
gedeutet
werden
können,
wie ich
im
folgenden
kurz ausführe.
Nach meiner
Ansicht handelt
es
sich
nicht
um
periodische Schwankungen
der
Mondbewegung,
sondern
um
solche der
unser
Zeitmaß bildenden
Drehbewegung
der Erde.
Die
vom
Monde
erzeugte
Flut erhöht
nämlich das
Trägheits-
moment
der Erde
bezüglich
der
Erdachse,
und
zwar
um
einen
Be-
trag,
der
von
dem
Winkel
abhängt,
welchen die Linie
Erde-Mond
mit
der
Äquatorebene
der
Erde
bildet.
Demnach
durchläuft das
Trag-
1
Seeliger, Uber
die Anwendung
der
Naturgesetze
aut das
Universum
(Ber.
d.
Bayer.
Akademie
1909 p. 9).
Diese Arbeit hatte
ich
auch in meiner
Abhandlung
Kosmologische
Betrachtungen
zur
allgemeinen
Relativitatstheorie (diese
Berichte
1917,
VI
S.
142)
zitieren
müssen;
was
dort in
§
1
dargelegt ist,
ist
Seeligers
Gedanke,
dessen Arbeit
mir damals leider nicht bekanut
war.
[5]