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führte zu der Vorstellung, dass die Lichtschwingungen transversale Schwingungen
seien, also Schwingungen, wie sie nur bei festen, nicht aber bei flüssigen Körpern
auftreten. Dies führte zu der Auffassung, dass der Aether eine Art fester Körper sei,
d. h. ein Körper, der Gestaltänderungen bezw. Relativbewegungen seiner Teile ge-
gen einander einen lebhaften elastischen Wiederstand entgegensetzt. Er schien sich
zu verhalten wie ein alle ponderable Materie durchdringender quasistarrer Körper.
Zu dieser Auffassung führte auch der fundamental wichtige Versuch von Fizeau
(1851),[5]
der die Frage beantworten sollte, ob bewegte Materie den im gleichen
Volumen enthaltenen Lichtäther mitnimmt oder nicht. Die Erwägung war folgende.
Eine ruhende Flüssigkeit pflanze das Licht mit der Geschwindigkeit V ( ,
wobei n den Brechungsexponenten bedeutet) fort. Lässt man die Flüssigkeit mit
der Geschwindigkeit v von links nach rechts durch eine Röhre strömen, und nimmt
die Flüssigkeit ihren Lichtäther mit, so wird ein Lichtstrahl, der durch die Flüssig-
keit von links nach rechts gesandt wird, auch relativ zu der strömenden Flüssigkeit
die Fortpflanzungs-Geschwindigkeit V besitzen. Seine Fortpflanzungsgeschwin-
digkeit wird dann relativ zur Röhre nach dem Additionstheorem der Geschwindig-
keiten um v grösser als relativ zur Flüssigkeit sein, also
. . . (1)
betragen. Dies Ergebnis der Überlegung wurde aber durch den Versuch von Fizeau
nicht bestätigt. Es ergab sich empirisch die Richtigkeit der Fresnel’schen Formel[6]
. . . (2)
Es zeigte sich also, dass die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichtes durch die
Bewegung der Materie weniger stark beeinflusst wird, als die obige Überlegung er-
warten lässt. Die Formel (2) ergibt für Flüssigkeiten, die das Licht nicht brechen
sogar
, . . . (2a)
d. h die Bewegung einer das Licht nicht brechenden Flüssigkeit hat keinen Einfluss
auf die Ausbreitungsgeschwindigkeit des durch sie hindurchtretenden Lichtes.
Dies Ergebnis drängt zu der Auffassung, dass der Lichtäther an der Bewegung
der Materie überhaupt nicht teilnehme, dass vielmehr der Einfluss der Bewegung
der Materie auf das Licht, wie er in (2) angegeben ist, nicht durch Bewegung des
Lichtäthers sondern auf andere, mehr indirekte Weise zu erklären ist. Diese andere
Erklärung wurde später von H. A. Lorentz unter Festhaltung der Hypothese vom
festen oder—wie man auch sagen kann—ruhenden Lichtäther in sehr vollkomme-
ner und befriedigender Weise
gegeben.[7]
Nebenbei sei auch erwähnt, dass die Thatsache der Aberration des Lichtes (1724
von Bradley entdeckt) nur unter der Voraussetzung sich befriedigend erklären liess,
V
c
n
-- - =
[p. 2]
V′ V v + =
V′ V 1
1
n2ø
----ö
- –
è
æ
v0 + =
n 1) = (
V′ V =