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Die spezielle Relativitätstheorie ruht auf der Voraussetzung, dass es
einen physikalisch bevorzugten Bewegungszustand nicht gibt, d. h.
dass uns die Natur keinen Anlass dazu gibt, den Begriff der absoluten
Ruhe aufzustellen. Die allgemeine Relativitätstheorie ruht auf der
Voraussetzung, dass es physikalisch bevorzugte Bewegungszustände
in der Natur überhaupt nicht gibt, dass also für die Formulierung der
Naturgesetze alle Koordinatensysteme gleichberechtigt seien.
Es gibt Philosophen, welche die Bewegung als Ortsänderung der
Körper im Raume definieren. Es erscheint dabei der Begriff „Raum“
nebst den zugehörigen geometrischen Begriffen „Punkt“ „Gerade“
etc. logisch dem Begriff Körper voranzugehen. Ich glaube aber, dass
diese Auffassungsweise einer irrtümlichen Ansicht darüber zu ent-
sprechen, was als das für den menschlichen Geist primär Gegebene
aufzufassen ist, und ich möchte nicht unterlassen, auf die vortreffli-
chen Darlegungen hinzuweisen, die H. Poincaré in seinem Buche „La
science et
l’hypothèse“[3]
diesem Gegenstande gewidmet hat. Ich
möchte hier zur Begründung nur ein Argument anführen, weil es zum
Hauptgedanken der speziellen Relativitätstheorie in naher Beziehung
steht. Betrachtet man den Raum als primär in dem Sinne, dass man
auf diesen Begriff den der Bewegung gründen zu dürfen glaubt, so
muss man einer Aussage folgender Art einen klaren Sinn zuerkennen:
Zwei Ereignisse A und B finden zu verschiedener Zeit an demselben
Orte statt. Finden zwei nicht gleichzeitige Ereignisse an demselben
Punkte der Erdoberfläche statt, so finden sie wegen der Bewegung der
Erde um sich selbst und um die Sonne doch nicht in demselben
„Raumpunkte“ statt. Eine Versenkung in diese und analoge Fälle
zeigt, dass wir der Aussage der Ortsgleichheit in der Realität nichts
zuzuordnen vermögen. Jener Begriff verdankt seine Bildung nur einer
falschen Verallgemeinerung, die daher rührt, dass wir uns im tägli-
chen Leben der Erdoberfläche als Bezugskörper bedienen, ohne uns
dessen bewusst zu werden. Die Aussage der Gleich-Räumlichkeit
zeitlich distanter Ereignisse hat nur einen Sinn mit Bezug auf ein Ko-
ordinatensystem (Bezugskörper)
Physikalische
Relativität der
Bewegung ist
fundamentale
Voraussetzung
der Relativi-
tätstheorie.
Bemerkung
über den
Raumbegriff
[p. 3]
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