5 9 2 A P P E N D I X C
deswegen Ihnen zeigen, wie die betreffenden Fragen nach und nach sich entwickelt haben.
Das kann ich Ihnen mit Leichtigkeit zeigen, indem wir zunaechst einmal einen kurzen Blick
werfen auf die klassische Mechanik von Galilei und Newton. Der Grundsatz, auf welchem
die klassische Mechanik beruht, ist der Satz von der Traegheit, welchen Galilei aufgestellt
hat. Dieser Satz von der Traegheit sagt, ein Koerper, welcher von andern Koerpern hinrei-
chend weit entfernt ist, sodass diese andern Koerper auf ihn nicht wirken, bewegt sich
gleichfoermig und gradlinig. Also die Bewegung eines [ ] speziellen Punktes ist eine
gradlinige, gleichfoermige Bewegung. Dieser G’sche Satz laesst schon vermuten, dass die
Gesetze der Mechanik keinen absolut bevorzugten Bewegungszustand kennen. Es gilt
naemlich folgendes: Wir haben schon vorher gesehen, dass wir, sobald wir von einer Be-
wegung sprechen, uns eines koordinaten Systems, d. h. eines Bezugskoerpers bedienen
muessen, auf den die Bewegung bezogen wird. Ich will annehmen, dass ein bestimmtes ko-
ordinates System benutzt wird zur Beschreibung der Bewegung und wir wollen annehmen,
dass die Relativitaets-Theorie und der Galileische Traegheitssatz Gueltigkeit haette. Das
sei etwa die Bewegungsbahn eines speziellen Punktes, der von andern Punkten hinreichend
entfernt ist. Nun, man kann leicht sehen, dass, wenn man diese Bewegung bezieht auf einen
neuen Bezugskoerper, der irgend einen andern Bewegungszustand hat, z. B. einen neuen
Bezugskoerper, der sich relativ zu k [ ] in gleichfoermiger Drehung befindet dann gilt
relativ zu K Strich das Gesetz von der Traegheit nicht mehr, denn eine einfache geometri-
sche Ueberlegung zeigt, dass die Bahn eines sich selbst ueberlassenen Punktes, welche in
Bezug auf K eine gradlinige, gleichfoermige Bewegung ist, in bezug auf das sich drehende
K Strich keine gradlinige, gleichfoermige Bewegung ist. Sie sehen also, dass man den
G’schen Satz von der Traegheit eigentlich [ ] muss. Man soll sagen: Es gibt Koordi-
naten-Systeme in der Welt, oder mindestens ein Koordinaten-System in der Welt von sol-
chen Bewegungzustaenden, dass relativ ein von andern Massenpunkten genuegend entfern-
ter Massenpunkt relativ zu dem betreffenden Koordinatensystem eine gradlinige,
gleichfoermige Bewegung bildet. Die Bewegung ist gradlinig und gleichfoermig wenn sie
nicht bezogen wird auf ein K. System. Wir wollen nun zeigen, dass es nach der Mechanik
nicht nur ein Koordinaten-System K bezw. einen bestimmten Bewegungszustand fuer das
Koordinaten-System K. gibt, sondern unendlich viele. Wir denken uns ausser dem Bezugs-
koerper einen zweiten Bezugskoerper welcher gadlinig, gleichfoermig bewegt, ist, relativ
zu K. Also ausser K., in bezug auf welches System der Satz von der Traegheit gilt, soll noch
ein zweites gleichfoermig und drehungsfreies System vorhanden sein, welches wir wieder
K Strich nennen. Dann zeigt wieder eine einfache geometrische Betrachtung, dass derselbe
Koerper, der sich [ ] sich auch relativ zu K Strich relativ gleichfoermig bewegt. Das
heisst, der Satz von der Traegheit gilt ebensogut in bezug auf K. Strich wie in Bezug auf
K., und allgemein koennen wir sagen, die Grundlage der G. N.’schen Mechanik ist so be-
schaffen, dass, wenn K. ein Koordinaten System ist, in bezug auf welches diese Grundge-
setze gelten, so gelten dieselben Grundgesetze in bezug auf jedes andere Koordinaten Sy-
stem, welches sich gradlinig und gleichfoermig gegenueber dem urspruenglichen K.
System bewegt. Sie sehen also, dass die Bewegungzustaende aller so beschaffenen K Sy-
steme K/K Strich, wenigstens was die Grundgesetze der G. N.’schen Mechanic anbetrifft,
[p. 3]
[p. 4]