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Man kann auch umgekehrt von einem Raum ausgehen, in welchem kein Gravi-
tationsfeld herrscht. Relativ zu einem Inertialsystem K verhält sich in diesem Raum
ein von andern Massen hinlänglich entfernter materieller Punkt beschleunigungs-
frei. Führt man aber ein relativ zu K gleichförmig beschleunigtes Koordinaten-
system (gleichförmig beschleunigte Paralleltranslation) ein, so ist kein
Inertialsystem im Sinne der klassischen Mechanik bezw. der speziellen Relativi-
tätstheorie. Jeder von anderen Massenpunkten hinlänglich entfernte Massenpunkt
ist bezüglich gleichförmig beschleunigt. Von K aus beurteilt ist natürlich die Be-
scheunigung des Systems die Ursache jener Relativbeschleunigung des Mas-
senpunktes gegen und es ist im Sinne der klassischen Mechanik, wie sie bisher
aufgefasst wurde, diese Interpretation die einzig mögliche. Wir können aber auch
als berechtigtes („ruhendes“) System auffassen und die Beschleunigung der
Massen relativ zu auf ein den ganzen betrachteten Raum erfüllendes statisches
Gravitationsfeld zurückführen. Diese Interpretation ist wieder möglich auf Grund
der Erfahrungsthatsache, dass in einem Gravitationsfelde (wie relativ zu ) alle
Körper in gleicher Weise fallen.
Kennen wir die Naturgesetze inbezug auf das (gravitationsfreie) System K, so
können wir durch blosse Umrechnung die inbezug auf herrschenden Gesetze
kennen lernen, d. h. wir lernen auf rein spekulativem Wege die physikalischen
Eigenschaften des Gravitationsfeldes kennen. Dabei liegt die Hypothese zugrunde,
dass das Relativitätsprinzip auch für relativ zu einander beschleunigte Koordina-
tensysteme gelte, und dass die relativ zu herrschenden physikalischen Eigen-
schaften des Raumes einem Gravitationsfelde völlig gleichwertig seien (Aequiva-
lenz-Hypothese).[38]
Die Verallgemeinerung des Relativitätsprinzips zeigt also einen spekulativen
Weg zur Erforschung der Eigenschaften des Gravitationsfeldes.
In der Thatsache des gleichen Fallens aller Körper im Gravitationsfeldes lag der
Anreiz, der mit unwiderstehlicher Gewalt nach einer Verallgemeinerung des Rela-
tivitätsprinzipes tendierte. Diese Erfahrungsthatsache kann auch in einer zweiten,
besonders markanten Form ausgesprochen werden. Nach Newtons Bewegungsge-
setz geschieht der Fall der Körper nach der Gleichung
(Träge Masse) (Fallbeschleunigung) = (Kraft der Erdschwere).
Andererseits ist aber
(Kraft der Erdschwere) =
(áFeld der ErdschwereñIntensität des Schwerefeldes) (Schwere Masse)
In diesen Gleichungen bedeutet „Träge Masse“ die für die Trägheitswirkung des
betrachteten Körpers massgebende, „Schwere Masse“ die für das Einwirken eines
Schwerefeldes auf denselben Körpers massgebende Konstante, welche Konstanten
K′ K′
K′
K′
K′;
K′
K′
[p. 22]
K′
K′
K′
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