DOCUMENT 5 SUMMER 1895 7 tiefer in die Sache eindringen zu können, als es das bloße Nachdenken gestattete, so bitte ich, mir diesen Umstand nicht als Oberflächlichkeit aus- zulegen. Möge die Nachsicht des geneigten Lesers den bescheidenen Gefühlen entsprechen, mit denen ich ihm diese Zeilen übergebe. Der elektrische Strom setzt bei seinem Entstehen den umliegenden Äther in irgend eine, bisher ihrem Wesen nach noch nicht sicher bestimmte, moment- ane Bewegung. Trotz Fortdauer der Ursache dieser Bewegung, nämlich des elektrischen Stromes, hört die Bewegung auf, der Äther verbleibt in einem potentiellen Zustande und bildet ein magnetisches Feld. Daß das magnetische Feld ein potentieller Zustand sei, beweist der permanente Magnet, da das Gesetz von der Erhaltung der Energie hier die Möglichkeit eines Bewegungs– zustandes ausschließt.[2] Die Bewegung des Äthers, welche durch einen elektrischen Strom bewirkt wird, wird so lange dauern, bis die wirkenden motorischen Kräfte durch äquivalente passive Kräfte kompensiert werden, welche von der durch die Bewegung des Äthers selbst erzeugten Deformation herrühren. Die wunderbaren Versuche von Hertz haben die dynamische Natur dieser Erscheinungen, die Fortpflanzung im Raume, sowie die qualitative Identität dieser Bewegungen mit Licht und Wärme aufs genialste beleuchtet.[3] Ich glaube nun, daß es für die Erkenntnis der elektromagnetischen Erscheinungen von Wichtigkeit wäre, auch die potentiellen Zustände des Äthers in magnet- ischen Feldern aller Art einer umfassenden experimentellen Betrachtung zu unterziehen, oder mit andern Worten, die elastischen Deformationen und die wirkenden deformierenden Kräfte zu messen. Jede elastische Veränderung des Äthers an irgend einem (freien) Punkte in einer Richtung muß sich konstatieren lassen aus der Veränderung, welche die Geschwindigkeit einer Ätherwelle an diesem Punkte in dieser Richtung erleidet. Die Geschwindigkeit einer Welle ist proportional der Quadratwurzel der elastischen Kräfte, welche zur Fortpflanzung dienen, und umgekehrt proportional der von diesen Kräften zu bewegenden Äthermassen.[4] Da [2] Einstein assumes that the existence of permanent magnets requires magnetic energy to be a form of elastic potential energy. Mechanical models of the ether in which magnetic energy is kinetic in nature are compatible with energy conservation, and several had been proposed (see, e.g., Whittaker 1951, pp. 286-288, where they are discussed). [3] Hertz 1892 includes his original reports of these well-known experiments. [4] The velocity of an elastic wave in a medium is proportional to the square root of an elastic constant of the medium divided by its density. Einstein had marked this formula in his copy of Violle 1893, p. 52. For a contem- porary attempt to detect some influence of electric or magnetic fields on the speed of light, see Lodge 1897.