636 DOCUMENT
458
FEBRUARY 1918
[2]Einstein-Maric had been
suffering
severe
medical setbacks since
summer
1916
(see
Doc.
233).
For
the
state
of
her
condition two months earlier,
see
Doc.
412.
[3]Whether
to accede to
Einstein’s
renewed
request
for
a
divorce
(see
Doc.
449).
[4]Emil
Zürcher
junior,
Einstein-Maric’s
neighbor,
whom
she
had consulted
two
years
earlier
when
Einstein
first
sought
a
divorce
(see
Michele Besso to Heinrich
Zangger, 12 April 1916, SzZZa).
458. From
Ernst
Troeltsch
Berlin-Charlottenburg Reichskanzlerplatz
4/1
7
II
18
Hochgeehrter
Herr
Kollege!
H[er]zlichen
Dank für Ihre freundliche
Mitteilung.
Ich habe
von
diesen Umstän-
den,
wie Sie vermutlich selbst ohne weiteres
annehmen,
nichts
gewußt.
Sie machen
es
allerdings völlig
selbstverständlich,
daß für Sie
gerade politische Betätigung
ausgeschlossen
ist.[1]
Im
übrigen
freue ich mich
von
der
Vereinigung zu
hören,
die bei Herrn Weiß-
bach
besteht.[2]
Ich freue mich
darüber
um so
mehr,
als mein früherer
Heidelberger
Kollege Curtius,[3]
den ich sehr hoch
schätze,
daran
beteiligt
ist. Die deutsche Wis-
senschaft
ist
also doch
nicht
so ganz von
aller
Vernunft
verlassen,
wie
es
zunächst
aussieht.[4] Wenn
man nur
ein bischen davon hörte
u
merkte! Unter den Historikern
u
Juristen
treten ja
ein
guter
Teil,
von
den
ersteren
jedenfalls
die freieren
Köpfe,[5]
allmählich deutlich heraus. Die
Schwierigkeit
ist
zu groß,
die
notwendigen realpo-
litischen
Forderungen,
die faktischen
Möglichkeiten
einer
uns
doch unbekannten
Kriegslage
u
die
grundsätzlichen politisch-moralischen
Maßstäbe
zusammenzuar-
beiten,
dabei der
Beweglichkeit
der
Situation überdieß
angemessen
zu
bleiben.
Aber
es
muß versucht
werden,
und
was
in
Deutschland
vor
allem
fehlt,
ist der
mo-
ralische Mut seiner Gebildeten.[6]
Man freut sich
über
jeden
Gesinnungsgenossen u
so
erlauben
Sie
mir
Dank
u
Freude hiermit
auszusprechen.
Ihr
ganz ergebenster
E. Troeltsch
ALS.
[45 129],
There
is
a
perforation
for
a
loose-leaf
binder at the left
margin
of
the document.
[1]Probably an
allusion
to
Einstein’s sensibilities
as a
Swiss citizen about
participating
in German
political
life
(see
Doc.
131),
and thus
accepting
Troeltsch’s invitation
to
become
a
member of
the
Volksbund für Freiheit und Vaterland
(see
Doc.
455).
[2]The
Vereinigung Gleichgesinnter
had been founded in June
1916,
among
others
by
Werner
Weisbach
(see
Doc.
264).
[3]The
jurist
and
liberal
politician
Friedrich
Curtius
(1851-1933),
a
founder
of
the
Vereinigung,
who
was, however,
never
a
professor in
Heidelberg;
Troeltsch
may
be
confusing
him with
Theodor
Curtius
(1857-1928), Professor
of
Chemistry,
who had
been
Troeltsch’s
colleague
in
Heidelberg
before
Troeltsch
accepted
his
chair
in Berlin.
[4]The
previous
fall,
an overwhelming
number of
university professors
had voted
against a
mani-
festo
of
reconciliation,
which Einstein had
signed
(see
Doc.
391)
and Troeltsch had co-authored
(see
Döring 1975,
p.
47).
Troeltsch’s
new hopes
for
an
alliance
of
politically
moderate intellectuals
are
expressed
three
days
earlier in Doc. 455.
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458
FEBRUARY 1918
[2]Einstein-Maric had been
suffering
severe
medical setbacks since
summer
1916
(see
Doc.
233).
For
the
state
of
her
condition two months earlier,
see
Doc.
412.
[3]Whether
to accede to
Einstein’s
renewed
request
for
a
divorce
(see
Doc.
449).
[4]Emil
Zürcher
junior,
Einstein-Maric’s
neighbor,
whom
she
had consulted
two
years
earlier
when
Einstein
first
sought
a
divorce
(see
Michele Besso to Heinrich
Zangger, 12 April 1916, SzZZa).
458. From
Ernst
Troeltsch
Berlin-Charlottenburg Reichskanzlerplatz
4/1
7
II
18
Hochgeehrter
Herr
Kollege!
H[er]zlichen
Dank für Ihre freundliche
Mitteilung.
Ich habe
von
diesen Umstän-
den,
wie Sie vermutlich selbst ohne weiteres
annehmen,
nichts
gewußt.
Sie machen
es
allerdings völlig
selbstverständlich,
daß für Sie
gerade politische Betätigung
ausgeschlossen
ist.[1]
Im
übrigen
freue ich mich
von
der
Vereinigung zu
hören,
die bei Herrn Weiß-
bach
besteht.[2]
Ich freue mich
darüber
um so
mehr,
als mein früherer
Heidelberger
Kollege Curtius,[3]
den ich sehr hoch
schätze,
daran
beteiligt
ist. Die deutsche Wis-
senschaft
ist
also doch
nicht
so ganz von
aller
Vernunft
verlassen,
wie
es
zunächst
aussieht.[4] Wenn
man nur
ein bischen davon hörte
u
merkte! Unter den Historikern
u
Juristen
treten ja
ein
guter
Teil,
von
den
ersteren
jedenfalls
die freieren
Köpfe,[5]
allmählich deutlich heraus. Die
Schwierigkeit
ist
zu groß,
die
notwendigen realpo-
litischen
Forderungen,
die faktischen
Möglichkeiten
einer
uns
doch unbekannten
Kriegslage
u
die
grundsätzlichen politisch-moralischen
Maßstäbe
zusammenzuar-
beiten,
dabei der
Beweglichkeit
der
Situation überdieß
angemessen
zu
bleiben.
Aber
es
muß versucht
werden,
und
was
in
Deutschland
vor
allem
fehlt,
ist der
mo-
ralische Mut seiner Gebildeten.[6]
Man freut sich
über
jeden
Gesinnungsgenossen u
so
erlauben
Sie
mir
Dank
u
Freude hiermit
auszusprechen.
Ihr
ganz ergebenster
E. Troeltsch
ALS.
[45 129],
There
is
a
perforation
for
a
loose-leaf
binder at the left
margin
of
the document.
[1]Probably an
allusion
to
Einstein’s sensibilities
as a
Swiss citizen about
participating
in German
political
life
(see
Doc.
131),
and thus
accepting
Troeltsch’s invitation
to
become
a
member of
the
Volksbund für Freiheit und Vaterland
(see
Doc.
455).
[2]The
Vereinigung Gleichgesinnter
had been founded in June
1916,
among
others
by
Werner
Weisbach
(see
Doc.
264).
[3]The
jurist
and
liberal
politician
Friedrich
Curtius
(1851-1933),
a
founder
of
the
Vereinigung,
who
was, however,
never
a
professor in
Heidelberg;
Troeltsch
may
be
confusing
him with
Theodor
Curtius
(1857-1928), Professor
of
Chemistry,
who had
been
Troeltsch’s
colleague
in
Heidelberg
before
Troeltsch
accepted
his
chair
in Berlin.
[4]The
previous
fall,
an overwhelming
number of
university professors
had voted
against a
mani-
festo
of
reconciliation,
which Einstein had
signed
(see
Doc.
391)
and Troeltsch had co-authored
(see
Döring 1975,
p.
47).
Troeltsch’s
new hopes
for
an
alliance
of
politically
moderate intellectuals
are
expressed
three
days
earlier in Doc. 455.

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