746 DOCUMENT
530 MAY
1918
auf
unrechte Personen verschiessen.
[Ich]
kann
so
recht das Bedürfnis
verstehen,
das ich ebenso wie Sie
empfinde,
etwas
zu
thun;
aber ich möchte raten
zu
warten,
bis der Wahnsinns-orkan
ausgetobt
hat und die Vernunft wiederzukehren die
Mög-
lichkeit
hat-und
diese Zeit wird sicher kommen.[4] Ich würde Ihnen dann
vor-
schlagen,
gemeinsam
einen
offenen
Brief
an
die
Professoren und
Gelehrten
Deutschlands
zu
verfassen,
in dem
jedes
Wort unanfechtbar sein
muss
und wie ein
Keulenschlag
wirken
wird,
wo
wir
sagen,
was
Wissenschaft ist und
wozu
Wissen-
schaft
verpflichtet.
Und deshalb mache
ich
Ihnen
vor
Allem den
Vorschlag:
sobald
es
Ihre
Gesundheit
erlaubt,
kommen
Sie
[a]uf
einige
Zeit hierher. G.
hat
jetzt, was
die
Natur
anbetrifft,
seine schönste
Zeit;
sie würden sich in
unserem
Kreise
hier
wohl fühlen. Sie würden hier
einfache,
aber
gute Verpflegung
haben,
können auch
auf
Ihrem Zimmer hier
so
viel als Ihnen
beliebt,
für sich sein
und-wir
könnten alle
diese Pläne für
[di]e
Zukunft
besprechen u.
vorbereiten. Endlich drittens entsetzt
Sie nicht selbst die
von
Ihnen
aufgestellte
Namensliste?[5] Max
Lehmann
ist
an
sich
gut;
er
kann aber Ihren Wunsch
unmöglich
erfüllen. Trölsch ist
ja
zu
den Annexio-
nisten
übergegangen.[6] Schücking
ist Politiker und als solcher voll
bekannt;[7]
er
kann nichts Neues
sagen
und
was er
sagt,
wird sofort mit der
rein
politischen
Stem-
pelung
versehen und ad
acta
gelegt
werden. Weber
(Heidelberg)[8]
ist mir meist
nicht
sympatisch-wenigstens
nicht
durchweg.
Nun seien Sie herzlichst
gegrüsst
und
schreiben
Sie,
dass Sie meinen
Vorschlag
herzukommen in wohlwollende
Erwägung
ziehen: Sie werden
uns
Alle
hier
damit
sehr
erfreuen,
besonders aber meine Frau und mich Ihr
D. Hilbert
P.
S.
Meine Frau lässt
sagen,
sie hätte
von
dem Schweinchen noch viel
gutes
Ein-
gewecktes. Uebrigens
Ihre letzten Notizen
aus
der
physik.
Zeitschrift
und den Ber-
liner Berichten habe ich
separat
noch
nicht
von
Ihnen
erhalten.[9]
D. H.
ALS.
[13 122].
There
are perforations
for
a
loose-leaf
binder
at
the left
margin
of
the document.
[1]A
proposal
for the
publication
of
a
collection
of
essays on
internationalism had also been
submitted
to
Hilbert’s
colleague,
the historian Max Lehmann
(see
Docs. 521 and
522).
For Hilbert’s
initial
reaction,
see
Doc. 524.
[2]Richard
von
Kühlmann (1873-1948)
was
State
Secretary
in the
Ministry
of
Foreign
Affairs. As
the German
representative,
he had
signed
the
peace treaty
with the Soviets
at
Brest-Litovsk two
months
earlier
(3
March).
The
right-wing newspaper
attack
on
Kühlmann followed
on
the heels and
in
defense
of
an even more vituperative
one
by
the
Pan-German
League,
which in
a meeting
of
its
executive committee
on
14
April
had
indirectly
excoriated the
State
Secretary as
one
of
the
"para-
sites"
("Schädlinge")
in the
government (see
Deutsche
Zeitung
23
(23
April
1918), no. 204,
pp.
[1]-
2).
[3]On
30
April,
Antonius Count
von Spee
(1866-?),
a
Center
Party
(Zentrum)
representative
in the
lower house
of
the Prussian
legislature (Abgeordnetenhaus),
had called
for
postponement
of
some
paragraphs
of
the electoral reform bill until after the
war.
His
proposal
suffered
a
humiliating
defeat
(see
Deutsche
Zeitung
23
(30
April
1918),
no.
218,
p.
2,
and
(1 May
1918),
no.
219,
pp.
[1]-2).
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