850
DOCUMENT 597 AUGUST
1918
Der Albert
fängt
schon
ganz lustig zu
denken
an,
merkwürdigerweise
über techni-
sche
Fragen.
Aber schliesslich freut mich
jede geistige Regsamkeit,
wenn
sie auch
am
Spiessigen
klebt. Vielleicht kommt ihm doch einmal die Einsicht
von
der Über-
flüssigkeit
der vielen Nützlichkeiten! Ich sollte
ursprünglich
auch Techniker
wer-
den. Aber der
Gedanke,
die
Erfindungskraft
auf
Dinge
verwenden
zu
sollen,
wel-
che das
werkeltägliche
Leben noch raffinierter
machen,
mit dem Ziel
öder
Kapital-
schinderei,
war
mir
unerträglich.[6]
Das Denken
um
seiner selbst willen wie die
Musik!
Deswegen
habe ich mich auch nie mit dem Machschen
Ökonomie-Prinzip
als letztem
psychologischem Agens
befreunden
können.[7]
Es
mag
die
richtig
ver-
standene Oekonomie eines der Motive
sein,
von
dem
die
geistige
Schönheit ab-
hängt;
aber die Triebfeder wissenschaftlichen Denkens ist nicht ein äusseres
Ziel,
das
man
erstrebt,
sondern die
Freude
am
Denken. Wenn ich kein Problem
zum
Nachdenken
habe,
dann
leite ich mit
Vorliebe
mathematische und
physikalische
Sätze
wieder
ab,
die mir
längst
bekannt sind. Hier ist also
gar
kein Ziel
da,
sondern
nur
eine
Gelegenheit, um
sich der
angenehmen Thätigkeit
des Denkens
hinzuge-
ben.
Das ist das Schöne
an
meiner
gegenwärtigen
Existenz,
dass ich mich
ruhig
mit
Denken befassen
kann,
ohne
Beunruhigung
durch
Berufspflichten,
während mir in
meiner Professorenzeit das
Kolleghalten
eine
grössere
Belastung
war
als früher das
Patentamt,
weil das
Bewusstsein,
ein
Kolleg vor
sich
zu
haben,
den Geist in
einer
dem
stillen
Denken schädlichen Unruhe erhält. Dies ist
allerdings nur
der Fall bei
solchen,
die wie ich das
Kolleg
weder
fertig
im
Kopf
noch im Heft
haben.[8]
Herzliche Grüsse
von
Ihrem
Einstein.
ALS
(SzZZa). [39 699].
[1]This
letter
is
dated
on
the
assumption
that it
was
written before the
following
document,
which
is
a response
to
this
one.
[2]Zangger’s
invitation
to Zurich,
alluded
to
more
than
a year
earlier
(see
Doc. 342),
is mentioned
in
the
following
document
and is
discussed
in Doc. 599.
[3]Einstein
had stressed the
"revolutionary"
nature
of
his abdomen in
early
June
(see
Doc.
558).
[4]A position
that Hermann
Weyl
would retain.
Though
he
initially accepted a
call
to
Breslau
(see
Doc.
497), Weyl
declined it the
following
month
(see
Doc.
619).
[5]About
which he had
inquired
in
Doc. 576.
[6]In
1895,
Einstein
attempted to
enroll in
the
department
of
engineering
at
the ETH
(see
Einstein
1955,
p.
145),
and after
failing
the
entrance examinations, completed
his
schooling
in the technical
section
of
the
Aargau
Kantonsschule
(see Vol. 1, Introduction,
p.
xxxvi).
[7]See, e.g,
Mach 1911. See also Doc. 339 for
some disparaging
remarks
by
Einstein
on
the limi-
tations
of
Mach’s
position.
[8]For
more on
Einstein
as university
lecturer
in Zurich and
Prague, see
Vol. 3,
the editorial
note,
"Einstein’s Lecture
Notes,"
pp.
3-10.