DOCUMENT 623 SEPTEMBER 1918 887
Prospekt
über die
neue
Zeitschrift nebst
allgemeiner Inhaltsangabe zu
übersenden,
der
aus
der soeben erschienenen III.
Auflage
der
"Philosophie
des Als Ob"
stammt,[3]
sowie ein
vierseitiges
kurzes
Programm,
das dem
I.
Bande
der
neuen
Zeitschrift
voran gedruckt
werden
soll,
dessen Wortlaut aber noch
nicht
definitif
fi-
xiert
ist.[4]
Diesem
Programm
ist ein
Zusatz
in Maschinenschrift
beigefügt,
der noch eine
wesentliche
Erweiterung
desselben
darstellt.
Aus diesem
letzteren
Zusatz
ersehen
Sie,
dass
es
sich dabei
um
eine
neue
Idee
handelt,
nämlich
um
den
Gedanken,
zu
der Zeitschrift nicht
nur Philosophen
im
en-
geren
Sinne
anzuziehen,
sondern auch
philosophisch
orientierte und
philosophisch
interessierte Gelehrte
aller
Fakultäten und
aller
für die
Philosophie
besonders be-
deutsamer
Wissenschaftszweige.
Eine Anzahl dieser soll sofort
auf
dem Titelblatt
der
Zeitschrift
mitgenannt
werden.
Dadurch soll auch äusserlich dem sich
immermehr
geltend
machenden
Tatbe-
stand Ausdruck verliehen
werden,
dass die
Philosophie
einerseits mehr als
früher
die
Einzelwissenschaften befruchtet
und dass diese andererseits dadurch
auch stär-
ker als
früher auf
die
Philosophie
selbst
zurückwirken.
Als Vertreter
der
Theologie
ist
Professor
D.
Dr.
Karl H. Heim
an
der
evangeli-
schen Fakultät
der
Universität in
Münster
gewonnen,
der sich durch mehrere
phi-
losophische
Schriften
ausgezeichnet hat,
in denen
er
sich
an
Avenarius
an-
schliesst.[5]
Die
juristische
Fakultät vertritt
Professor
Dr.
Krückmann in
Münster,
der
das
Problem
der
juristischen
Fiktionen schon
bisher
im
philosophischen
Geiste behan-
delt
hat.[6]
Die medizinische Fakultät wird vertreten durch den berühmten
Physiologen
Ab-
derhalden
in
Halle,
der die
Wichtigkeit
des fiktiven Denkens
für
das naturwissen-
schaftliche,
das
medizinische
und
speziel
das
physiologische
Forschen mit vollem
Bewusstsein erkennt
und
es
selbst in
seinen Arbeiten
anwendet.[7]
Als Vertreter
der Mathematik
ist der
bekannte
Giesener Pasch
gewonnen,
der
Altmeister der
Axiomatik,
der
lange
vor
Hilbert
über die
Grundlagen
seiner Wis-
senschaft bedeutsame Ideen äusserte und
der
auch schon mit einer Arbeit für den
2.
Band der "Annalen der
Philosophie" beschäftigt
ist.[8]
Die
unorganischen
Naturwissenschaften
haben ihren Vertreter in Professor
Volk-
mann
in
Königsberg,
der
von
seinem
Spezialgebiet,
der
Physik aus,
wertvolle Bei-
träge zur
Erkenntnistheorie des
naturwissenschaftlichen
Denkens
geliefert
hat,
die
sich
zum
Teil mit
den Gedanken
der
Philosophie
des
Als-Ob berühren.[9]
Für die
organischen
Naturwissenschaften
ist der Botaniker
Hansen
in Giesen
gewonnen
der
sich durch sein
grosses
Werk
über
Goethes
Metamorphose
der Pflan-
zen ausgezeichnet
hat und
darin auch schon Goethes Idee der
Urpflanze richtig
als
Fiktion
behandelt
hat.[10]
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