DOCUMENT 564 JUNE 1918
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diese
Frage
klar
bin,
schreibe ich eine Habilitationsschrift[15] und will mich
auf
nächsten Herbst
am Poly
habilitieren
für
"phys.
math.
Grundlagen
der Elektrotech-
nik."
Mit
Weyl
& Besso
zusammen
treibe ich
Statistik.[16]
Wir lesen Ihre Arbeiten &
die
v.
Smoluchowsky
über
die Brown’sche
Bewegung.[17]
Das will ich fortsetzen
bis
spätestens
Frühjahr
1919 und dann in die Praxis
gehen, wenn möglich
nach
Frankreich. Ich
glaube,
dass ich mich
am
ehesten
eigne zu
einer Dozent’s die Tech-
nik
und
Wissenschaft mit
einander
verbindet.
Trotz Ihres Einwandes kann ich mich dem
grossen
Eindruck,
den
die
neue
Theo-
rie
von
Weyl
auf
mich machte nicht
entziehen.[18]
Sicher
ist,
wenn man
sie
an-
nimmt,
so
verliert
man
damit
jede Beziehung zu
beobachtbaren
Tatsachen,
Physik
ist dann nichts
mehr
als die Geometrie in einer absoluten
an
sich seienden
Welt,
wie sie
nur
der
liebe Gott treiben kann.
Von
da
aus muss es irgend
ein
Prinzip ge-
ben,
das in meinem
Bewusstsein,
das
z.
B.
langs
einer Weltlinie
wandert,
die
ver-
schiedenen
Weltpunkte
meiner
Erfahrung
miteinander
verknüpft.
Oder ich
muss
die
jetzt
als
von
aussen,
dogmatisch
eingeführte
Zuordnung von
Koordinaten
zu
Weltpunkten
ersetzen,
durch
irgend
etwas
was
in
meinem Bewusstseinsstrom als
invariant als fest
vorausgesetzt
wird. Sie wählen dazu
so komplexe Dinge
wie
"starrer
Körper"
oder
"Uhr“.[19]
Das scheint
mir
eine Willkür
zu
sein. Vielleicht
gibt
es
viel
tiefer
in
uns
begründete
Wesenheiten,
als
gerade diese,[20]
die wir im-
mer
& immer
wieder
als dieselben
an zu
sprechen
haben.
Beispielsweise
eine Ein-
heit
des
Wirkungsquantum’s:
So könnte
allerdings vorläufig
die
Weyl’sche
Theorie
die Konstanz der
Spektrallinien
der
chemischen Elemente nicht
erklären,[21]
sie
lässt aber Platz für eine
neue Theorie,
die das im Stande
wäre,
schafft den sauber-
sten
Boden für sie und wird
so
doch
zum notwendigen
Durchgangspunkt
für eine
Theorie der
Materie,
des Verhältnisses
von
Diskretem
& Kontinuierlichem. Zuerst
muss man
aber
warten
bis
Weyl
das Elektron
gefunden
hat. Den
Impulsenergieten-
sor
hat
er gefunden.
Sein Laue’scher Skalar sei
immer
streng
null. Das
beschäftigt
ihn
momentan,
wie
er uns
gestern
erzählte. Die Newtonschen
Gravitationsgl.
hat
er
auch
gefunden
als
erste
Annäherung
seiner Gleich. vierter
Ordnung.[22]
Es ist
ganz
ungeheuer
welche Geschicklichkeit
er
im Rechnen hat.
Herr Besso hat mir
immer
erzählt wie schwankend Ihre
Gesundheit
sei.[23]
Das
tut
mir
sehr leid.
Auch,
dass Sie nicht
in
die Schweiz
kommen,
ist mir
gar
nicht
recht. Ich hätte
mich
so
gefreut
Sie
wieder
zu
sehn. Es kann aber
sein,
dass Ihnen
die
lange
Reise
geschadet
hätte und Sie sich bei einem
längeren
Aufenthalt
an
der
See ebenso
gut
Erholen wie im
Gebirge.[24]
Jedenfalls wünsche ich
Ihnen,
dass Sie
möglichst
bald wieder
gesund
werden.
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