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der besagt, dass man sich von seinem Volke los sagen will. Konfessionslos kann
man aber sehr wohl sein, ohne seinem Volke untreu zu sein (nach meiner Meinung
wenigstens). Auch ich bin konfessionslos und halte mich für einen treuen
Juden.[2]
Invieweit wir Juden uns als Rasse bezw. als Nation betrachten sollen, inwieweit
wir nur durch Traditionen eine gesellschaftliche Gemeinschaft bilden, darüber bin
ich zu einem klaren Urteil nicht gekommen. Es genügt, dass wir einen mehr oder
weniger deutlich von der übrigen Menschheit sich abhebenden Volkskörper bilden,
dessen Realität von niemand bezweifelt
wird.[3]
Es grüsst Sie freundlich Ihr
A. Einstein.
ALS (Walter van Emde Boas, Amsterdam). Reichinstein 1935, p. 157. [90 822]. The letter is ad-
dressed to “Herrn Prof. Dr. E. Starkenstein Gerstengasse 43 Prag” and postmarked “Charlottenburg 2
14.7.21 9-10N.”
[1]Starkenstein (1884–1942) was Extraordinary Professor of Pharmacology at the German Univer-
sity of Prague.
[2]For instances in which Einstein had registered in official documents as being without religious
affiliation, see “Civil Registry Record,” 2 June 1919 [Vol. 9, Doc. 55, esp. note 1].
[3]For a more detailed clarification of Einstein’s views on Judaism as a denomination and as an eth-
nicity, see Einstein to Central Association of German Citizens of the Jewish Faith, 5 April 1920
[Vol. 9, Doc. 368].
182. To Theodor Wolff[1]
[Berlin,] 14. VII. 21.
S. verehrter H. Redakteur!
Sie haben d. Debatte über m. Amerik. Interview mit Ihrer letzten Notiz zwar für
geschlossen
erklärt,[2]
aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir, der zuerst
gesprochen hat, doch noch e. aufklärenden Schlußsatz gestatten
würden.[3]
Ich
hatte weder dem Amsterd. Blatt noch der
Interviewerin[4]
noch d. Berl. Tageblatt
e. Vorwurf machen wollen. Es ist aber ein leider ganz alltägliches Mißgeschick, das
m. dort betroffen hat. Ich hatte mich—bitte lesen Sie nach—vor der Interviewerin
über d. ganz außerordentlichen geistigen Aufschwung Amerik. ausgesprochen,
beinah begeistert sogar; und daneben, garnicht f. d. Oeffentlichkeit bestimmt, ein
paar heiterer Nebenerscheinungen dieses etwas rapiden Aufschwunges halb im
Scherz Erwähnung getan. Und nun wollte d. Verhängnis, daß 1.) m. liebenswürdige
Interviewerin diese Bemerkungen unnötiger Weise in ihr Manuskript aufnahm, daß
aber 2.) der Korrespondent d. Tageb. gerade sie f. die mir wichtigsten gehalten
haben muß, denn in der hiesigen Wiedergabe nahmen sie den ganzen Raum ein u.
von m. fest enthusiastischen Ausführungen über Amerikas Entwicklung war so gut
wie nicht
zitiert.[5]
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