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Gravit.“;[1]
soll ich direkt an die Akademie schreiben, oder wollen Sie es überneh-
men, die Sache in einer der nächsten Sitzungen für mich auszuwirken?— Bei Ge-
legenheit der
Lenard-Soldner-Ausgrabung,[2]
über die hier ein törichter Artikel in
der NZZ von Koelsch
erschien,[3]
habe ich mal Newton selber durchgeblättert, weil
es mir sehr wahrscheinlich vorkam, daß er diese Konsequenz seiner Gravitations-
und Licht-Theorie gekannt habe. Aber er drückt sich höchst vorsichtig aus; ausge-
rechnet hat er freilich die Ablenkung eines Lichtstrahls, der an der Erde vorbeigeht,
wie ich aus einer Stelle der
Optik[4]
entnehme, um durch Vergleich mit der Ablen-
kung des Lichts an der Grenze eines brechenden Mediums abzuschätzen, daß im
letzten Falle eine Kraft wirksam sein müsse, die schon
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mal so groß ist wie die
Attraktion der Erde; aber er spricht dann nicht von der Ablenkung des Lichtstrahls,
durch die Gravitation, sondern eines Körpers, der mit derselben Geschwindigkeit
dahinfliegt wie das Licht.
Herzlich grüßend (auch von meiner Frau, die sehr bedauert hat, Sie neulich hier
infolge Zollschwierigkeit an der Grenze verfehlt zu haben) Ihr
H. Weyl.
AKS. [24 062]. The postcard is addressed “Herrn Professor Dr. A. Einstein Berlin W 30 Haberlandstr.
5.” and postmarked “Zürich (Fluntern) 13.XII.21–19.,” with return address “Abs: H. Weyl Z’ch To-
belhofstr. 20.”
[1]Weyl 1918a.
[2]For Philipp Lenard’s motive to “resurrect” Johann von Soldner’s calculation on the deflection of
light by the Sun, see Doc. 308, note 17. For further historical discussion, see also Hentschel 1990, pp.
150–162.
[3]Adolf Koelsch (1879–1948) was a journalist. His article “Die Lichtablenkung im Gravitations-
feld der Sonne” was published in the 14 November 1921 issue of the Neue Zürcher Zeitung.
[4]Newton 1898.
325. To Anatole France
[Berlin,] 16. XII.
[1921][1]
Hoch verehrter Anatole France!
Zu meiner unvergleichlichen Freude höre ich durch Herrn Stephan Zweig, dass
Sie mir Gelegenheit geben wollen, Ihre Bekanntschaft zu
machen.[2]
Am liebste[n]
wäre es mir, Sie würden morgen, Samstag Abend Uhr zu mir zum Abendbrot
kommen und Ihre Frau Gemahlin
mitbringen,[3]
wenn sie mit Ihnen hier ist. Es ist
nur die eine Schwierigkeit, dass unsere Zentralheizung nicht recht funktioniert.
Aber ganz kalt ist es nicht, wenn Sie einigermassen unempfindlich sind und ein bi-
schen übrigen Heroismus mitbringen, wird es ganz gut gehen. Wenn Sie aber die
Kälte scheuen sollten, so soll dies kein Hindernis sein. Um Ihnen die Hand zu drük-
ken, komme ich, wohin Sie nur wollen, am liebsten Samstag
Abend.[4]
Mit aufrichtiger Bewunderung und herzlichen Grüssen Ihr
A. Einstein.
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