412 DOCUMENT 360 FEBRUARY 1912 habe mich ernennen lassen und habe die Ernennung offiziel angenommen. Ich thue also nichts als meine Pflicht, wenn ich nun auch hingehe, und ich zweifle nicht daran, dass Sie diese Art zu handeln billigen werden. Vom Standpunkt Ihrer Fakultät aus ist es nicht sehr zu bedauern, dass ich nicht nach Leiden komme. Ich bin nämlich zwar ein wirklich guter Lehrer für die elementaren Dinge, verfüge aber über ein nur bescheidenes Wissen und beherrsche die Mathematik nicht genügend, um unser Fach an der bedeutendsten Hochschu- le Hollands würdig zu vertreten. Mein langwieriges Brüten auf einigen wissenschaftlichen Eiern kann ich wohl an einem weniger exponierten und erleuchteten Plätzchen vornehmen. Über zwei seit unserem letzten Zusam- mensein[4] ausgeschlüpfte kleine Eier möchte ich Ihnen nun erzählen. Nach der Quantenhypothese wird die Strahlungsenergie hv absorbiert bei photochemischer Zersetzung eines Moleküls durch Strahlung von der Fre- quenz v. Dies kann man nun merkwürdiger Weise rein thermodynamisch be- weisen unter der Annahme, dass die Raschheit des Molekülzerfalles der ersten Potenz der Dichte der wirksamen Strahlung proportional ist. Die Über- legung ist folgende.[5] Ein Gas (Molekül A) zerfalle unter dem Einfluss von Strahlung von der Dichte p & Frequenz v in zwei Gase (Moleküle B bezw. C). Bei der Rückbil- dung von A aus B und C wird wieder Strahlung emittiert (von der nämlichen Frequenz v) Beim eigentlichen thermodyn. Gleichgewichte bei der Tempera- tur T und bestimmter Konzentration C von A etc. wird sein Zahl der zerfallenden Moleküle = konst. · p · CA " " gebildeten " = konst. · CB . CC Diese beide Zahlen müssen gleich sein. P CA CBCC ist also bestimmt durch die Gastemperatur allein. Ohne an der Gas- temperatur zu ändern, gibt es aber, wie aus dieser Überlegung hervorgeht noch andere thermodynamische Gleichgewichte, bei welchen die Temperatur der Strahlung von dem der Gastemperatur entsprechenden Werte p abweicht. P CA Setzen wir für das "gewöhnliche" thermod. Gleichgewicht = K Man CB CC kann dann ein neues Gleichgewicht bei derselben Gastemperatur erzielen, in- dem man etwa p und CA so abändert, dass das Produkt pCA ungeändert bleibt. Lässt man nämlich CB und CC ungeändert, so bleibt K ungeändert, d.h. es ist nach wie vor die Anzahl der zerfallenden Moleküle A gleich der Anzahl der sich neu bildenden. Drückt man nun die Bedingung dafür aus, dass die Entropie eines Systems, das sich in einem beliebigen von diesen Gleichgewichtszuständen befindet,
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