D O C U M E N T 2 7 8 O C T O B E R 1 9 2 1 3 2 5
der Apparat dann 150.000 M kostet. Vielleicht lässt sich die Entscheidung etwas
beschleunigen.— Wir haben inzwischen 2 neben einander liegende Räume durch
verwickelte Transplantationen von Apparaten, Sammlungen, Locussen etc. frei
gemacht, in denen die Röntgenarbeiten ausgeführt werden sollen, für jede Abtei-
lung einen Raum. Dr. Küstner arbeitet inzwischen, unter großen Schwierigkeiten,
in der medizinischen Klinik, wo auch ein Veifa-Apparat steht, um diesen kennen
zu lernen. Wir haben eine Menge Probleme und wären froh, wenn wir den Apparat
bekämen.
Nach diesen geschäftlichen Mitteilungen noch einiges private. Mir ist es in die-
sen Ferien gesundheitlich nicht besonders gegangen; ich bekam Ende Juli einen
Katarrh und bin ihn noch immer nicht ganz los, obwohl ich 3 Wochen in Ehrwald
in Tirol war. Katarrh ist ja nicht schlimm, aber ich habe dabei immer Asthma, und
das greift sehr an. Seit Monaten war keine Nacht ganz ohne asthmatische Störung.
Aber es geht jetzt schon viel besser und ich hoffe, in einigen Wochen ganz frei zu
sein. Es ist auch höchste Zeit, denn bald fängt das Semester an, und dann ist hier
ein recht großer Betrieb. W. Pauli ist jetzt mein Assistent; er ist erstaunlich klug und
kann sehr
viel.[5]
Dabei ist er menschlich, seinen 21 Jahren entsprechend, durchaus
normal, lustig und kindlich. Leider will er im Sommer wieder fort, zu Lenz nach
Hamburg, dem er es versprochen
hat.[6]
Auch Brody ist noch bei mir; er ist sehr
klug und
anregend.[7]
Man muss versuchen, ihm eine Stelle zu verschaffen, von der
er leben kann; ich kann ihn nur notdürftig unterstützen (aus einem von Franck,
Courant[8]
u. mir gesammelten Fond). Polanyi wollte darüber mit Dir
sprechen.[9]
Wissenschaftlich habe ich nichts besonderes. Eine große Arbeit von mir über Ther-
modynamik der Kristalle ist im
Druck,[10]
aber jetzt schon hätte ich sie lieber un-
gedruckt, da die Grundlage der Sache mir wacklig scheint. Das Resultat (das ich
übrigens für richtig halte trotz der wackligen Grundlage) ist merkwürdig: Der
Grüneisensche Satz von der Proportionalität von Energie und thermischer Ausdeh-
nung gilt bei tiefen Temperaturen nicht; statt des
T4-Gesetzes
genügt letztere einem
T2-Gesetz.
Man müsste das experimentell prüfen (Nernst?). Dann habe ich eine
Arbeit im Druck, über Gitterpotentiale, die mathematisch ganz nett
ist.[11]
Mit
Pauli gehe ich dran, Quantenrechnungen über Atome zu
machen[12]
mit dem
Näherungsverfahren, das Brody u. ich in der Zeitschr. f. Phys. neulich an dem Bei-
spiel des Oszillatorensystems entwickelt
haben.[13]
Vielleicht kommt etwas dabei
heraus. Sonst denke ich über allerlei nach, aber meist erfolglos. Die Quanten sind
eine hoffnungslose Schweinerei.
Meine Frau und die Kinder sind
wohl;[14]
denen bekommt Göttingen vorzüglich.
Auch der kleine Sohn gedeiht prächtig.
Mich bedrückt die politische Lage wieder sehr. Bei allem guten Willen, objektiv
zu sein, wächst mein Widerwillen gegen den Entente-Leute, weil sie so ekelhaft
Previous Page Next Page