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8. Ebensowenig brauchen wir jetzt zu schliessen, dass wenn eine Interferenzer-
scheinung mit einer Phasendifferenz von N (z. B.
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Wellenlängen beobachtet
wird, ein Quantum sich in der Fortpflanzungsrichtung über N Wellenlängen er-
strecken
muss.[8]
Es kann sehr wohl ganz klein sein.
Wird bei einem elementaren Strahlungsvorgang (mit einem Energiequantum)
ein Zug von N Wellen (Interferenzstrahlung) emittiert, so entsteht die Frage, wo das
eine Quantum in dem Zuge liegt, vorn oder hinten, oder etwa alle Lagen dazwi-
schen annehmen kann, und bei öfterer Wiederholung auch wirklich annimmt. Hier-
über liesse sich aus Beobachtungen über die Sichtbarkeit der Interferenzstreifen bei
verschiedenen Gangunterschieden etwas schliessen. Es ist nämlich Folgendes zu
beachten.
Gesetzt, ein Schirm S werde von den beiden Wellenzü-
gen (die von dem gleichen Emissionsvorgang herrüh-
ren) 1 und 2 getroffen mit den vorderen und hinteren
Wellenfronten a und b, bezw. c und d. Ein Lichtquantum
kann nur dann die Interferenz sichtbar machen, wenn in
dem Augenblicke, wo es den Schirm erreicht, auf die-
sem bereits die Interferenz in der Interferenzstrahlung
besteht, also die beiden Bündel der Interferenzstrahlung
sich überdecken. Wird der Schirm von 2 etwas später er-
reicht als von 1, so werden Lichtquanten, die ganz vorn in 1 oder ganz hinten in 2
liegen, keine Streifen zum Vorschein bringen können,
u.s.w.[9]
9. Es muss angenommen werden, dass bei jeder Reflexion und Brechung, jedes-
mal wenn ein einfallendes Lichtbündel in zwei oder mehrere Bündel zerlegt wird,
die Wahrscheinlichkeit, dass ein Lichtquantum den einen oder den anderen Weg
einschlägt, proportional ist den nach den klassischen Gesetzen berechneten Inten-
sitäten der Lichtbewegungen, die diesen verschiedenen Wegen folgen.
10. Natürlich wird es Schwankungen, Abweichungen von der wahrscheinlich-
sten Intensitätsverteilung geben. Vielleicht wird der Schluss, zu dem man in der
Theorie der schwarzen Strahlung, was diese Schwankung betrifft, gekommen ist,
nun auch klar. Die Schwankungen setzen sich nämlich aus zwei Teilen zusammen,
deren eine den unregelmässigen Interferenzen entspricht, während der andere als
Wechslungen in der Verteilung kleiner Teilchen aufgefasst werden
kann.[10]
Man kann sich vorstellen, dass schon in der Interferenzstrahlung, also in dem,
was ich das Muster nannte, Schwankungen bestehen; das Gebiet, worüber die
Energiestrahlung zu verteilen ist, ist nicht fortwährend dasselbe. Dazu kommt, dass
auch die Verteilung über ein gegebenes Gebiet noch Schwankungen unterliegt.
11. Es giebt natürlich noch viele Schwierigkeiten. Z. B. Wie soll man die Aus-
strahlung eines „Impulsmomentes“, das in der Theorie von Sommerfeld (zirkular
polarisiertes Licht) eine Rolle
spielt,[11]
jetzt erklären? Ebenso wie die Energie und
a
b
1
2
c
d
S
P
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