“A CONVERSATION WITH EINSTEIN,” INTERVIEW, 30 JUNE 1921
The entire text of the article containing the interview, and published on 30 June 1921 in the
Berlin newspaper Vorwärts, Morning Edition, is reproduced below. The interview reflects
remarks Einstein would make later that same evening at a dinner organized by the president
of the German Red Cross (see Docs. 156 and 164).
EIN GESPRÄCH
MIT
EINSTEIN
Professor Albert Einstein, der noch vor dem Betreten amerikanischen Bodens das Ehren-
bürgerrecht von New York erhielt und dem Englands Wissenschaft die höchste Ehre, die
Mitgliedschaft der „Royal Society“ verliehen hat, gab uns die Möglichkeit, den Lesern des
„Vorwärts“ seine Eindrücke aus Nordamerika und Großbritannien mitzuteilen, indem er
unserem Vertreter einige Fragen beantwortete. Die Unterhaltung nahm folgenden Verlauf:
Hatten Sie drüben den Eindruck, daß der aufrichtige Wille besteht, die Internationale der
Wissenschaft wiederherzustellen?
Einstein: In Amerika hat die weit überwiegende Zahl der wissenschaftlichen Arbeiter
das Bedürfnis nach Wiederherstellung des normalen internationalen Zusammenarbeitens.
Diejenigen, die da noch abseits stehen, tun es deshalb, weil sie sich in der aufgeregten
Kriegszeit durch öffentliche Erklärungen auf den gegenteiligen Standpunkt eingelassen
haben. Ich habe in Washington in einer kleinen Rede vor den Vertretern der amerikanischen
Akademien etwa gesagt, daß die Haltung der Wissenschafter aller Länder in diesen letzten
Jahren eine Schande für unsere Generation bilde und daß es die Pflicht aller sei, nach
Kräften diese Schäden wiedergutzumachen. Ich bin damit weder bei den Anwesenden,
noch in der Presse auf Widerspruch gestoßen. Einige Tage später hat der Sekretär der
Akademie in Boston, bei der ich zu Gaste war, von sich aus ebenfalls die Notwendigkeit
der Aufrechterhaltung internationaler wissenschaftlicher Arbeit betont. Auch von den
einzelnen Fachgenossen und wissenschaftlichen Instituten bin ich durchwegs mit größter
Freundlichkeit aufgenommen worden.
Womöglich in noch höherem Grade zeigte sich der Verständigungswille in England,
auch schon dadurch, daß die Engländer mich durch die Vermittlung der deutschen
Botschaft eingeladen haben, was an sich gar nicht notwendig gewesen war, da ich Schwei-
zer bin; ich glaube, daß das geschehen ist, um meine Anwesenheit zur Bekundung und
APPENDIX F