174 DOCUMENT 153 MAY 1909 erbittlich der Aufnahme von Energie anders als in ganzen Quanten widersetz- te, ganz unabhängig davon, welche Teilchen ihm diese Energie anbieten. Schreibt man die besprochene Eigenschaft nur den Resonatoren und nicht dem Äther selbst zu, nimmt man also an, dass dieser letztere die Energie auch wohl in unendlich kleinen Quantitäten aufnehmen kann, so fürchte ich, dass man vielleicht für den Äther wieder zu einem Gesetz wie dem Jeans'schen kommen würde. Indes ist Alles noch so dunkel, dass ich mich nur mit einem gewissen Vorbehalt hierüber aussprechen möchte. Jedenfalls ist zu bemerken, dass, wenn man h als eine Konstante des Äthers betrachtet, man diesem Me- dium einen Teil seiner Einfachheit entnimmt, und dass man den Ansichten derjenigen Physiker, die dem Äther fast alle "Substantialität" absprechen wollen, schroff entgegentritt. Sie sind auch geneigt, unsere bisherigen Anschauungen über den Äther mehr oder weniger aufzugeben, und insofern stehen unsere Ansichten wohl miteinander im Einklang. Ich kann mich aber schwerlich der Meinung an- schliessen, dass die Lichtquanten auch während der Fortpflanzung eine ge- wisse Individualität behalten, als ob man es mit "punktförmigen" oder jeden- falls in sehr kleinen Räumen konzentrierten Energiemengen zu tun hätte. Wie mir scheint kann man leicht zeigen, dass ein Lichtquantum sowohl in der Fortpflanzungsrichtung als auch senkrecht dazu eine nicht unbeträchtliche Ausdehnung haben kann, und dass unter Umständen nur ein Teil eines Licht- quantums die Netzhaut erreicht und die Lichtperzeption hervorruft. Zunächst möchte ich bemerken, dass ein Lichtquantum hv nicht so ganz klein ist. Aus Beobachtungen von von Kries (Zeitschr. für Sinnesphysiologie, Bd. 41, p. 373)[13] kann man ableiten, dass eine Lichtempfindung schon her- vorgerufen wird, wenn das Auge in kurzer Zeit von 30 ä 60 Lichtquanten ge- troffen wird, während bei kontinuierlicher Bestrahlung etwa 140 Quanta pro Sekunde dazu erforderlich sind. Mit Rücksicht auf die verwickelten Erschei- nungen, die in der Netzhaut stattfinden müssen, hätte ich diese Zahlen grösser erwartet. Indes kann man hierauf nicht viel Gewicht legen. Was die Ausbreitung in der Fortpflanzungsrichtung betrifft, so möchte ich darauf hinweisen, dass man mit "homogenem" Licht Interferenzerscheinun- gen bis zu einer Phasendifferenz von 2 Millionen Wellenlängen beobachtet hat. Man kann daraus schliessen, dass die benutzten Strahlen wenigstens 2 Million regelmässig aufeinander folgende Wellen zeigen müssen (und wohl noch etwas mehr), und zwar gilt dieser Schluss für jedes einzelne Lichtquan- tum, da wenn ein Quantum keine deutlichen Interferenzen zeigte, die Zusam- menwirkung mehrerer Quanten eine solche wohl nicht hervorbringen könnte. Die einzelnen Quanten müssen wir uns nämlich wohl als völlig unabhängig
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