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dieser Tiefe der kritischen Temperatur vorliegt. Es beruht dieser Eindruck wieder
nur auf Vermutung [--] dass sich herausstellen wird—ich kann mich aber sehr ir-
ren—dass die Deviationsfunktion für Neon, Wasserstoff, Helium, sich einfach
nach der Tiefe der krit. Temp. ordnen, während die Abweichung für Neon, wenn
sie auf Quanten beruhte wegfallen müsste wegen des hohen Atomgewichts (und
deshalb kleines Quanteneinflusses). Ich erwarte eben Aufklärung darüber ob ich
ganz im Irrtum bin von einigen Untersuchungen, die im Gange sind und bei wel-
chen der zweite Virialcoefficient von Neon und Wasserstoff verglichen werden, be-
sonders aber von Messungen über die kritischen Isothermen von Wasserstoff und
Neon bis weit über den kritischen Druck die angestellt werden. Im November wer-
den wohl Messungen gemacht sein. So wie ich sagte der Eindruck der mich dazu
geführt hat dies alles zu unternehmen kann recht gut falsch sein. Aber vorläufig
habe ich die Frage nach dem Einfluss der Tiefe der krit. Temp. auf die Zustandsgl.
noch behandelt als eine bei welcher abgesehen von der Anwendung des Gesetzes
der uebereinst. Zustände alles noch empirisch ist. Da bin ich natürlich sehr ge-
spannt darauf zu erfahren, welche Gründe dafür sprechen, dass man als festgestellt
annehmen kann, das abgesehen von Quanteneinflüssen die einatomigen Gase dem
Gesetze der übereinst. Zustände strenge gehorchen müssen, oder, wenn sie dies
nicht so strenge setzen, weshalb man die Abweichungen jedenfalls hauptsächlich
dem Quanteneinfluss zuschreiben darf sodass die Deviationsfunctionen der ver-
schieden Substanzen nach einem bestimmten Gesetz zusammenhängen?
Und ich freue mich sehr darauf dies alles mit Ihnen im November zu besprechen.
Wie schön wäre es, wenn Sie einen gut geschulten Experimentator dafür begeistern
könnten, nach Leiden zu kommen und hier das Bestimmen von Zustandsgleichun-
gen bei tiefen Temperaturen zu lernen und als Mitarbeiter fortzusetzen. Wenn
derselbe mit einem deutschen Stipendium kommen könnte würde ich Zuschlag für
Valutadifferenz geben können. Dies alles wäre zu arrangieren. Was die Arbeiten
von Byk
betrifft,[4]
so habe ich dieselben noch nicht studieren können, auch nicht
den Brief mit Berechnungen, den er mir schrieb. Wenn ich Ihr Brief richtig verstehe,
finden Sie, was mein oberflächlicher Eindruck war, dass dieselben ohne wirkliche
Bedeutung sind und hat die Arbeit nur den Vorteil gehabt Sie dazu zu bringen sich
Ihre Gedanken zu bilden.
Viele herzlichen Grüsse, auch von meiner Frau Treulich Ihr
H Kamerlingh Onnes
ALS. [14 380].
[1]Jenneke Kamerlingh Onnes was engaged to Leopold A. Nypels in May (see 31 May 1921 in Cal-
endar).
[2]It was also published as Kamerlingh Onnes and Keesom 1912. For the heuristic role the equation
of state and the law of corresponding states played in Kamerlingh Onnes’s research program, see
Gavroglu and Goudaroulis 1989.
[3]Sackur 1914.
[4]Byk 1921a, 1921b. Einstein had already commended Byk 1921a in his letter to Max Born of 31
January 1921 (Doc. 37).
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