KARL GLITSCHER
AND
MAX SCHULER
TO
HERMANN ANSCHÜTZ-KAEMPFE
Neumühlen bei Kiel, den 7. März 1921.
Sehr geehrter Herr Doktor!
Dieser Bericht hat verhältnismässig lange auf sich warten lassen, weil wir mit der
Herstellung des neuen Ringes allerlei Schwierigkeiten gehabt haben. Zunächst sind alle
unsere Versuche, einen gutbrauchbaren Kitt zu bekommen, bis jetzt fehlgeschlagen. Entwe-
der wurde der Kitt nicht fest, oder aber, wenn er schon fest wurde, leitete er beim Nasswer-
den die Elektricität. Um nun aber doch das Verhalten des neuen Ringes studieren zu
können, haben wir die Materialfrage vorläufig als unwesentlich zurückgestellt und den
Ring derartig anfertigen lassen, dass der Zwischenraum zwischen den einzelnen Blechen
mit Oelpapier und Schellack ausgefüllt und das Ganze innerhalb eines Holzringes einge-
bettet wurde. Es gelang so, einen anständigen Ring zu bekommen. Wie brachten 75
Windungen von 1,3 m/m Emailledraht in seinem Innern unter. Die Selbstinduktion dieses
Ringes ist sehr gering. Infolgedessen wurden zur Abstimmung bei 500 Perioden ziemlich
grosse Kapazitäten, 30–40 MF benötigt. Die
Aluminiumkugel[1]
wurde an der Wage aufge-
hängt. Wenn sie ganz auf dem neuen Ring auflag, war es nicht möglich, eine Abstimmung
auf Resonanz zu erzielen. Es mag sein, dass uns die nötige Menge Kondensatoren dazu
fehlte. Es bestehen aber auch noch andere Gründe dafür, wie später auseinandergesetzt
wird. Dagegen konnte man im Abstande von 10 m/m der Kugel vom Eisenkern, der durch
drei zwischengelegte Klötzchen eingehalten wurde, eine Abstimmung erreichen und zwar
bei Anwendung von 32–42 MF, wobei dann die entsprechenden Periodenzahlen zwischen
533 [?] und 466 lagen. Der Wattverbrauch des Gesamtanordnung betrug dabei immer ca.
70 Watt, der Wirbelstromverlust zwischen 44 und 47 Watt, wobei dieser naturgemäss den
höheren Betrag bei höheren Periodenzahlen aufwies. Die Ampèrezahl betrug primär ca. 1
Amp., in der Gebrauchspule selbst ca. 7 Amp., sodass wir mit 75 Windungen im ganzen
525 Amp.-Windungen hatten. Die Tragkraft betrug in 10 m /m Entfernung 95–100 gr.,
wobei die niedrigen Periodenzahlen auch wieder etwas weniger trugen, als die höheren.
Demnach konnte es ja so aussehen, als ob dieser Ring alle Erwartungen erfüllt hätte, die
wir auf ihn setzten. Das ist aber keineswegs der Fall. Man konnte vielmehr an der Wage
eine Erscheinung beobachten, die uns bisher entgangen ist und die uns zeigt, dass wir in
dem Verhalten der Ringe mit einer gewissen Labilität zu rechnen haben und dass sich eben
diese Labilität beim neuesten Ringe am deutlichsten und unangenehmsten bemerkbar
APPENDIX B
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