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da eben Peripherie und Maßstab, von K aus beurteilt, sich gleichmäßig verkürzen,
für aber eine Veränderung überhaupt nicht besteht. Der Wortlaut der angeführ-
ten Stelle Ihrer Abhandlung braucht übrigens der hier dargelegten Auffassung, wie
ich soeben beim nochmaligen Durchlesen gesehen habe, nicht zu widersprechen,
aber wie Weyl (S. 175), Bloch (S. 96) und Schlick (S. 45) zeigen, ist doch ein Miß-
verstehen leicht
möglich.[4]
Für die Uhren gilt natürlich das Entsprechende: der gestrichene Beobachter
merkt nichts von einem Nachgehen, und das „offenbar“ in Ihrer populären Schrift
(S. 54, letzte Zeile) bezieht auf den ungestrichenen
Beobachter.[5]
Ich würde Ihnen sehr dankbar sein, wenn Sie mir Ihre Ansicht mitteilen und mir
eventuell zeigen würden, wo mein Irrtum steckt.
Ihre Gravitationstheorie ist wunderbar. Fehlen mir auch die mathematischen
Kenntnisse, um in ihre Einzelheiten einzudringen, so denke ich doch daß sie mir
prinzipiell ganz klar ist. Ich habe erkenntnistheoretisch nicht den leisesten Anstoß
genommen. Gespannt bin ich natürlich auf das Ergebnis der englischen Expedi-
tionen.[6]
Darf ich bei dieser Gelegenheit meinen herzlichsten Dank für Ihr freundliches
warmes Eintreten für mich in Dresden, von dem mir Herr Prof. Helm schrieb,
aussprechen?[7]
Mit dem verbindlichsten Grüßen Ihr sehr ergebener
J. Petzoldt.
ALS. [19 055].
[1]Petzoldt (1862–1929) was Privatdozent for epistemology in the natural sciences at the Technical
University of Berlin-Charlottenburg.
[2]Einstein 1916f. The passage is on pp. 774–775 of the journal version of the paper, Einstein 1916e
(Vol. 6, Doc. 30).
[3]Einstein 1917a (Vol. 6, Doc. 42); Weyl 1918a; Bloch 1918; Schlick 1919a.
[4]Petzoldt confuses the Lorentz contraction which the circumference of a disk set in spinning
motion would undergo, with the question of the geometry of a circle (and its ratio of circumference
to diameter) in a rotating frame of reference, which Einstein addressed in his paper, without discuss-
ing rotating disks. For a discussion of Petzoldt and Einstein’s correspondence on this topic in the con-
text of the role that the geometry of rotating frames of reference played in Einstein’s discovery of non-
Euclidean space-time in general relativity, see Stachel 2002, pp. 245–260.
[5]In previous correspondence Einstein had already informed Petzoldt that a clock which under-
goes accelerated motion in a closed circuit will be found by an inertial observer to run slower than his
own clock (see Einstein to Joseph Petzoldt, 14 April 1914 [Vol. 8, Doc. 5]).
[6]The British expeditions to measure the bending of light by the gravitational field of the Sun dur-
ing the eclipse of 29 May 1919.
[7]Georg Helm (1851–1923) was Professor of Applied Mathematics at the Technical University of
Dresden. In early 1918, he sought Einstein’s help in bringing Petzoldt to Dresden for a professorship
in philosophy (see Georg Helm to Einstein, 22 March 1918 [Vol. 8, Doc. 490]).
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