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ALS. [9 440]. Enclosed in the preceding document.
[1]After Einstein declined a permanent invitation to Leyden, he was invited for a visit in late Sep-
tember (see Doc. 109).
[2]For Einstein’s request, see the preceding document, and Paul Ehrenfest to Hendrik A. Lorentz,
5 October 1919 (NeHR, Archief H. A. Lorentz).
[3]In his letter to Paul Ehrenfest, 2 October 1919 (NeLR, Ehrenfest Archives, Scientific Correspon-
dence, ESC:7, 286), Hendrik A. Lorentz announced that he would write Einstein to express his wor-
ries about Einstein’s health, which he did in Doc. 127.
125. To Rudolf Lindemann
[Berlin,] Den 7. Okt. 19.
Sehr geehrter Herr!
Ihr Bemühen stammt wohl aus der Sehnsucht, dem ausschliesslich aufs Prakti-
sche und Greifbare gerichteten Geist entgegen zu treten, der in den letzten Jahr-
zehnten fast vollständig die studentische Jugend
beherrschte.[1]
Dies Ziel ist ein
eminent wichtiges, und ich will auch gerne glauben, dass dasselbe durch ernsthafte
Beschäftigung mit künstlerischen Dingen aufs wirksamste gefördert werden kann.
Allerdings ist mit der Schaffung einer blossen Vereinigung noch nichts gewonnen.
Es fragt sich, was für ein Inhalt in diesen Rahmen kommen wird. Hierüber aber
lässt mich Ihr Schreiben im Unklaren. Nach meiner Ansicht kann durch Organisa-
tionen nicht seelisches Leben erweckt sondern nur bereits vorhandenes gestützt
werden. Die Bildung kleinerer Gemeinschaften, welche neben der Pflege einer be-
sonderen Kunst dem Studenten geselligen Anschluss bringen, wären höchst
wünschbar; sie könnten unseren heutigen Verbindungen mit ihren barbarischen
Traditionen
ersetzen.[2]
Mein Rat ist: nicht der gegenwärtig grassierenden Schön-
rednerei Vorschub leisten, sondern an bestimmte wohl umgrenzte Aufgaben heran-
treten.
Mit vorzüglicher Hochachtung
TLC. [44 345]. Addressee’s name is typed above salutation: “Herrn Rudl. Lindemann Berlin.”
[1]Three days earlier, Lindemann had asked for Einstein’s advice on the formation of a student
organization at the University of Berlin, free of party politics and dedicated to cultivating and encour-
aging a “culture of the arts” (see Doc. 120).
[2]A reference to the traditions of certain conservative student organizations (Burschenschaften,
Verbindungen, and Corps) as well as the strict rules, dues, and structures of the newer student associ-
ations (Verbindungen). After the Treaty of Versailles, “a sharp turn to the right” took place among
many student organizations, who embraced nationalist and völkisch aspirations (Jarausch 1982,
pp. 417ff).
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