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ansagt und diese unter dem Schutze der Polizeitruppe, die durch das Ministerium
des Innern auf Antrag des Kultusministeriums zur Verfügung gestellt werden wür-
de, daß dann trotzdem das Eintreten von Ruhestörungen keineswegs ausgeschlos-
sen sein
würden.[2]
Dagegen meint er, bei der Ankündigung der neuen Vorlesungen
erst für das Winterhalbjahr, daß dann jede Gefährdung für ausgeschlossen gelten
könne.
Da ich übermorgen auf 12 Tage nach Italien fahre, kann ich Nicolai nur diesen
Inhalt der Unterredung zurücklassen und hoffe bestimmt, daß Sie, Herr Professor,
und die wenigen sonstigen Freunde, die mit Nicolai nähere Beziehungen haben,
ihn von neuen, unüberlegten Schritten abhalten können, indem sie sich möglichst
kontinuierlich um ihn bekümmern.—
—[3]
Ein mit mir befreundeter Franzose, Herr Paul Pichon, welcher öfter
hier in Berlin weilt, hat mir drei interessante, historische Originalbriefe, 2 von
Alexander v. Humboldt, 1 von K. W. v. Humboldt, übergeben mit der Bitte, sie Ih-
nen zu überreichen und Ihrer Entscheidung anheimzugeben, ob Sie sie selber be-
halten wollen, oder ob Sie sie als Geschenk des Herrn Pichon der hiesigen Akade-
mie der Wissenschaften oder einer anderen, Ihnen geeignet erscheinenden Stelle
übergeben
wollen.[4]
Mit den besten Grüßen
Arco.
3 Anlagen.
DURCH BOTEN!
TLS. [43 080]. A handwritten “27” is inserted after “12” in an unknown hand in the dateline.
[1]Carl H. Becker, secretary of state in the Ministry of Education, who succeeded Konrad Haenisch
as Prussian minister of education one year later in April 1921; Ernst von Richter (1862–1935), who
became Prussian minister of finance in May 1921; Konrad Haenisch; Georg Friedrich Nicolai. On the
academic senate verdict, see “Haenisch zum Fall Nicolai. Aufhebung der Senatsentscheidung,” Vos-
sische Zeitung, 10 March 1920, Evening Edition.
On the struggle between Haenisch and the universities, see Bleuel 1968, pp. 126–127, 139–141.
[2]On the call for Nicolai’s suspension, the rector’s response, the faculty senate’s vote to expel
Nicolai from the faculty, and the minister of education’s decision to annul the verdict, see the preced-
ing document.
[3]Einstein’s and Nicolai’s earliest collaboration was as co-signatories of the “Manifesto to the
Europeans” (“(Aufruf an die Europäer”) in mid-October 1914. After ninety-three intellectuals had
signed the manifesto “To the Civilized World” (“An die Kulturwelt”), which rejected German war
guilt and defended German military actions in the early phases of World War I, Nicolai drew up the
“Manifesto to the Europeans,” signed by only three others, Einstein among them (see Vol. 6, Doc. 8
and Goenner and Castagnetti 1996). On the disagreement between Einstein and Nicolai in January–
February 1917 over whether Einstein would subsidize a publishing venture by Nicolai, see Einstein
to Georg Nicolai, after 28 February 1917 (Vol. 8, Doc. 304), and earlier letters.
[4]Alexander von Humboldt (1769–1859) and K. Wilhelm von Humboldt (1767–1835).
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