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DOCUMENT
243
JULY
1916
243. From Willem de Sitter
Loenen 27 Juli 1916
Lieber Herr
Kollege
Ihr
Brief
hat
mich
gestern
erreicht. Ich
bin
hier
auf
dem
Lande,[1]
fern
von
mei-
nem Bücherschrank,
will
aber
doch versuchen Ihre
Frage
nach
bestem
Wissen
zu
beantworten.
Für
das Direktorat eines
grossen
Astrophysikalischen
Observatori-
ums
wird
man
natürlich
einen
Astrophysiker
wählen,[2]
aber
meiner
Einsicht
nach
muss
die Wahl
doch
in
erster
Linie
geleitet
werden
durch
die
Ueberlegung,
dass
der
Direktor ein
Mann
sein soll mit einem
weitem
Blick
über
das
ganze
Gebiet der
Astronomie,
der nicht
nur
selber arbeiten
kann,
aber
auch,
und
speziell,
im Stande
ist
grosse Aufgaben
zu
überblicken und
zu
lösen. Die Situation
ist
jetzt so
dass die
Astrophysik
ihre
eigene
Methoden
zu
grosser
Vollkommenheit
gebracht
hat
und
dass erste
notwendige
ist
jetzt Zusammenwirkung
zwischen
Astrophisische
und
klassisch
Astronomische
Arbeitsmethoden,
und Kombination
der
Ergebnisse.
Die
wahre Einsicht in den Wert der
althergebrachten
Astronomischen Präzisionsme-
thoden fehlt
leider
noch bei vielen
Astrophysikern,
während das
Genus
der klassi-
schen
Astronomen,
die die
Astrophysik
nicht
zu
schätzen
vermögen,
im Ausster-
ben
begriffen
ist
oder
schon
ausgestorben
ist.-
Man
kann also
im
allgemeinen
besser
einen
Astronomen
zum
Direktor
eines
Astrophysikalischen
Observatori-
ums,
als einen
Astrophysiker
zum
Direktor
einer Sternwarte
machen.-
Was
jetzt
die
Personenfrage anbelangt:
neben Küstner würde ich
nennen
Hertz-
sprung
(der aber,
obwohl
jetzt
in
Potsdam
wirksam,
kein
Deutscher
ist),
Ludendorf
und
Hartmann.[3]
Letzterer
ist das
vorige
mal
nicht
gewählt
worden,
und
die selben
Überlegungen
gelten
vielleicht auch
jetzt
noch. Als
Instrumenteilpraktiker
steht
er
vielleicht
am
höchsten,
aber in
allgemeiner
Beherrschung
der
Wissenschaften
bleibt
er
sicher
weit hinter
Küstner zurück.
Hertzsprung
ist
von
den
genannten
der
originellste, er
hat viele sehr schöne
Sachen
gemacht,
aber
doch immer
auf
be-
schränktem
Gebiet,
ob
er
die
grossen
Fragen
der
Gegenwart
genügend
beherrscht
um
eine
grosse
Sternwarte
zu dirigieren
(was
etwas
ganz
anderes ist als selber
zu
arbeiten)
möchte ich bezweifeln. Dasselbe
gilt von
Ludendorf,
dessen
Arbeiten
über
Spectroskopische Doppelsterne[4]
ich
übrigens
sehr schätze. Küstner hat
auf
Astrophysikalischem
Gebiete
vielliecht nicht
so
viel
geleistet
als die anderen:
er
ist
auch
gezwungen
worden durch die
beschräkten
Hilfsmitteln
der Bonner
Sternwar-
te
sich
zu specialisieren,
aber
seine
Bestimmungen
von Bewegungen
in dem
Visi-
onsradius[5] und seine Photometrischen Arbeiten[6] im Anschluss
an
seinen Kata-
log von
10
000
Sterne[7]
sind doch
Arbeiten
ersten
Ranges.
Dass
er
mit
so
be-
schräkten
Hilfsmitteln
überhaupt
sich den
neuen
Methoden
zugewandt
hat neben
seinen vielen rein Astronomischen
Arbeiten,
zeigt
dass
er
ein
Mann
ist-ich
würde
sagen er
ist der
einzige
Mann
jetzt
in
Deutschland-der
die
grossen Fragen
der Ge-
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