DOCUMENT 374
AUGUST
1917 505
[1]On
16 July,
Heinrich
Zangger had
written Rolland that
Einstein
was
in Arosa with his
children,
that he
was recovering
from
an
illness,
in the
course
of
which he
had
lost 30
kilograms,
and that he
would return to Zurich later (Rolland
1952, p. 1258).
The
weight
loss mentioned
is
certainly wrong
by an
order of
magnitude.
In
any case,
Einstein
felt
strong enough
to
go
rowing
with
Hans
Albert
in
Arosa
(see Trbuhovic-Gjuric 1983,
p.
124,
in which Lisbeth Hurwitz’s
diary
entry
of
16 July
is
cited).
[2]Einstein
had,
together
with
Zangger, paid a
visit to
Rolland
on 16
September
1915
(see
Doc.
118,
note
2).
[3]Presumably
Rolland
1920 and 1919.
[4]Georg
Nicolai’s
book,
Biologie
de
Krieges
(Nicolai 1917),
had
recently
been
published
in
Zurich.
It
contained the first
published
text
of
the Manifesto
to
the
Europeans
(see
Vol.
6,
Doc.
8).
Rolland
maintained contact
with
Nicolai
through
the Swedish
pacifist
and feminist Ellen
Key
(1849-1926)
and wrote
an
introduction
to
the second edition
of
the work in 1919
(see
Starr
1956,
pp.
153-154,
and
Kempf
1962,
p. 198).
374.
To
Romain Rolland
[Arosa,]
Mittwoch. 22. VIII.
17.
Hoch verehrter Romai Rolland!
Ich bin
gerührt
über
das
herzliche
Interesse,
das Sie einem Menschen
entgegen-
bringen,
den
Sie ein
einziges
Mal
gesehen
haben.[1]
Sicher würde ich
es
mir
nicht
nehmen
lassen,
Sie
zu
besuchen,
wenn
meine
Gesundheit
etwas
fester
wäre;
aber
die
kleinste
Unternehmung
rächt sich
oft nachher.
Die bösen
Erfahrungen,
die
wir
an
dem
Handeln der
Menschen
in der
Zwischenzeit
haben machen
müssen,
haben
mich
aber nicht mehr
pessimistisch
gemacht,[2]
als ich
es vor
zwei Jahren in Wahr-
heit
gewesen
bin. Ich finde
sogar,
dass die
imperialistische Gesinnungswelle,
wel-
che die
massgebende
Welt in Deutschland
beherrscht,
etwas
abgenommen
hat.[3]
Aber
ich finde immer
noch,
dass
es
höchst
gefährlich wäre,
mit dem
Deutschland,
wie
es
heute
ist,
zu
paktieren.
Dies Land ist durch den
Waffenerfolg
1870,[4]
durch
Erfolge
auf
dem Gebiete
des Handels und der
Industrie
zu
einer Art
Machtreligion gekommen,
die in Treit-
schke einen
adäquaten, gar
nicht
übertriebenen
Ausdruck
gefunden
hat.[5]
Diese
Religion
beherrscht fast alle
Gebildeten;
sie
hat
die
Ideale
der Goethe-Schiller-Zeit
fast vollkommen
verdrängt.
Ich
kenne in
Deutschland
Menschen,
die in
ihrem
Pri-
vatleben
von
einem fast
uneingeschränkten
Altruismus
geleitet
werden,
welche
aber
die
Erklärung
des
uneingeschränkten U-Boot-Krieges
mit
grösster
Ungeduld
erwarteten.[6] Ich bin fest
überzeugt,
dass dieser
Verirrung
der Geister
nur
durch die
Härte der
Thatsachen
gesteuert
werden kann. Man
muss
den Leuten
zeigen,
dass
es nötig
ist,
auf
die
Nicht-Deutschen
als
etwas
Gleichwertiges
Rücksicht
zu
neh-
men,
dass
man genötigt
ist,
sich das Vertrauen des Auslands
zu
verdienen,
um
exi-
stieren
zu
können,
dass
man
mit Gewalt
und
Treulosigkeit
nicht
zu
dem
Ziele
kommt,
das
man
sich
gesetzt
hat.
Gegen
das Ziel selbst mit intellektuellen Waffen
Previous Page Next Page