DOCUMENT
152
NOVEMBER
1915 205
Ich
fand
aus
der
allgemeinen
Rel.Theorie
43"
Nehmen
Sie dazu noch die
Linienverschiebung
bei den
Fixsternen,
die
ja
auch si-
cher
konstatiert
ist,[9]
so
ist
das schon
eine ziemliche
Sicherung
der Theorie.
Für
die
Lichtablenkung
durch
Sterne
liefert die
Theorie
nun
einen
doppelt
so
grossen
Betrag
als
früher.[10]
Ich erzähle Ihnen dann
mündlich,
woher dies kommt.
Die Theorie ist
von
unvergleichlicher
Schönheit.
Aber
nur
ein
Kollege
hat sie
wirklich verstanden
und der
eine sucht sie
auf
geschickte
Weise
zu
"nostrifizieren"
(Abraham'scher
Ausdruck).[11]
Ich habe in
meinen
persönlichen Erfahrungen
kaum
je
die
Jämmerlichkeit der
Menschen
besser
kennen
gelernt
wie
gelegentlich
dieser Theorie und
was
damit
zusammenhängt.
Es ficht mich aber
nicht
an.
Mein
Junge
hat
mir auf
meine
Anfragen wegen
des Zusammentreffens in Krum-
menau
immer
noch
nicht
geantwortet.[12]
Dies ist sicher
auf
den Einfluss
der
Frau
zurückzuführen.
Sie
werden immer
mehr
sehen,
auf
welcher Seite
guter
Wille und
Ehrlichkeit
zu
suchen sind. Es hat seine
Gründe,
dass ich
es
mit
dieser
Frau nicht
aushalten
konnte,
trotz
der
zärtlichen
Liebe,
die
mich
an
die Kinder fesselt. Zu
der
Zeit,
als
wir
uns von
einander
trennten,
durchzuckte
es
mich
jeden
Morgen
beim
Erwachen wie ein
Dolchstich,
wenn
ich
an
die
Kinder
dachte;
trotzdem
bereute ich
den Schritt niemals.
Ich bin
Mitglied
des
gr.
Rates des
holländischen
Anti
Oorlog-Raad gewor-
den.[13]
Die Zeit
zeigt,
dass
jeder
das Seine thun
muss
für
die
Organisation
der
Ge-
samtheit.
Leider wirken
so
viele
intelligente
Menschen im
entgegengesetzten
Sin-
ne.
Ihre
Andeutung vom
Fernhalten
von Störungen
betrifft
gewiss
mein Verhältnis
zu
meiner
Cousine.[14]
Bei aller
Hochachtung
für deren
anständigen
Charakter
und
deren
Güte,
und auch
mit Rücksicht
darauf,
dass sie ein
erwachsenes
Töchterchen
von
18
Jahren
hat,[15]
kann ich mich nicht
zu
einer
zweiten Ehe
entschliessen,
auch
nicht
zu
einer
zweihäusigen.
Der
Snobismus ist nämlich
hier
so
entwickelt,
dass
diese Frauen durch mich
nicht
an
Ansehen
verlieren,
sondern im
Gegenteil gewin-
nen.
Das
Streben,
mich in die Ehe
hineinzuzwängen, geht von
den
Eltern meiner
Cousine
aus[16]
und ist in
der
Hauptsache
auf
Eitelkeit
zurückzuführen,
wenn
auch
daneben das in der alten Generation noch sehr
lebhafte
moralische Vorurteil mit-
wirkt. Wenn ich mich
fangen
lasse,
wird mein
Leben
kompliziert,
und
vor
allem
würden
es
wahrscheinlich meine Buben schwer
empfinden.
Ich
glaube
daher,
ich
darf mich weder durch meine
Zuneigung
noch durch Thränen
rühren
lassen,
son-
dern
muss bleiben,
wie ich bin.
Herzliche
Grüsse
von
Ihrem
Einstein.
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