DOCUMENT 336 MAY 1917
447
336. From Friedrich Adler
Wien VIII
Alserstr
1
den 7. Mai 1917
Lieber
Freund Einstein!
Herzlichen Dank
für
Ihren ausführlichen
Brief
vom 1. ds,
den
ich heute
er-
hielt.[1]
Ich bin
momentan
wie Sie ja wissen
zu
stark
von
anderem in
Anspruch
genommen,[2] um
Ihnen
eingehend
zu
antworten.
Daher
nur
ein
par
Andeutungen
betreffend
des
Relativitätspostulats.
1)
Über die
Bedingungen
der
"Realität"
von kopernikanischen Koordinatensyste-
men
dürften wir
einer
Meinung
sein,
was
Sie sehen
werden,
wenn
ich Ihnen das
nächste
Kapitel
(über
"Inertialsysteme“),
das
im
wesentlichen
fertig
aber
noch
nicht abschreibereif
ist,
senden werde. In
welchem
Sinne das
"real“
aufzufassen
ist,
scheint mir
übrigens
auch schon durch
Lange
und insbesondere
Seeliger
(Münchner
Berichte
1906) klargestellt.[3]
Der
Schwerpunkt
ist
zwar
nicht
immer
bekannt,
aber immer
wieder
auffindbar,
welche
Umlagerungen
im
System
auch
stattfinden. Auch in
dieser
Beziehung
ist
er
einzigartig.
2)
Ich bin
ganz
Ihrer
Meinung
und habe
es
in
der
Arbeit auch
an
verschiedenen
Stellen
ausgesprochen,
dass die
Berechtigung
aller
kopernikanischen Systeme
auch ein
"Relativitätspostulat“
aber ein
eingeschränktes
darstellt. Jedes
Koordina-
tensystem
ist ein
"Kopernikanisches",
sie
unterscheiden
sich
nur
durch den Be-
reich,
in
dem
sie
"kopernikanisch“
sind. Man kann also zunächst
von jedem
Coor-
dinatensystem ausgehen,
aber
Massenbestimmungen
sind
nur möglich,
soweit die
Körper
zum
"inneren
Bereich“
gehören.
3.)
Dass
man zur Ermittlung
des
Schwerpunktes:
Massen,
Beschleunigungen
und
das
Koordinatensystem
braucht
ist
vollständig richtig.
Aber das Entscheidende
ist,
dass
man
die Massen nie hat ohne das
zugehörige Kopernikanische
Koordinaten-
system.
Wenn
man
daher auf
ein
Körpersystem
die
Dymamik
anwenden
will, muss
man
sich in Gedankenexperimenten dem
kopernikanischen Koordinatensystem zu
nähern
suchen. Man findet
gleichzeitig
den
Urspungspunkt
des
kopernik.
Koordi-
natensystems
und die
Möglichkeit
die Massen dieses
Körpersystems
zu
beschauen.
Das tritt
klar
hervor in den
Bemühungen
der
Astronomen das
"kopernikanische
System"
des
Fixsternsystems
zu
finden.
Erst
wenn
dies
gelungen
kann
es
eine
wirkliche
Dynamik
des
Fixsternsystems geben.
Eine entscheidende
Widerlegung
meiner
Auffassung
wäre
es,
wenn es gelänge
eine Methode
zu
finden nach
der
die
Massen
der
Fixsterne
angegeben
werden
können
ohne
das
zugehörige kopernika-
nische
System zu
benutzen.
Mir
ist
von
einer
solchen
Möglichkeit
aber
nichts be-
kannt.
Herzlich
grüssend
Ihr
Fr.
Adler
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