296 DOCUMENT 225 JUNE 1916
beiden Drähten auch einen
einzigen
Draht mit
derselben
konzentrisch
umgebenden
vollkommen leitenden Hülle anwenden. An
einer bestimmten
Stelle
A
dieses in
sich
geschlossenen
"Kabels“[4]
möge
sich eine
Vorrichtung
befinden,
die
es ermög-
licht Wellen
zu erregen,
und ein
Detektor,
mit
dem wir die
nach
Durchlaufung
des
Kreises in
A
zurückkehrenden Wellen
beobachten
können.
Das
Kabel
sowie
der
Punkt
A
seien fest
mit
der Erde verbunden.
Nach
Allem, was
wir
wissen,
können
wir
wohl mit
Bestimmtheit
sagen, was
wir
mit
genügend
verfeinerten Mitteln
beobachten
würden.
Wellen,
die in demselben
Augenblick
in A
erzeugt werden,
und
den Kreis in
entgegengesetzten Richtungen
durchlaufen,
werden
nicht in demselben
Augenblick
in
A
zurückkehren.
Unter den verschiedenen
Weisen,
auf
die wir dieses
Ergebnis
beschreiben kön-
nen,
giebt es nur
zwei,
die besonders
einfach
sind.
a.
Wir
können
ein
Koordinatensystem
I
OX,
OY (OZ
falle
mit
der Erdachse
zu-
sammen) so
wählen,
dass in diesem
System
die
Fortpflanzungsgeschwindigkeit
der
Wellen für die
beiden
Umlaufsrichtungen
die
gleiche
ist. Wir finden
dann,
dass die
Erde sich in
dem
Koordinatensystem
dreht.
b.
Wir führen ein fest mit der Erde verbundenes
Koordinatensystem
II ein. In
diesem bestehen
für
die beiden
Umlaufsrichtungen ungleiche Fortpflanzungsge-
schwindigkeiten
c1
und
c2.
Es
braucht kaum
gesagt zu
werden,
dass sich eben die
nötige
Verschiedenheid
der
Fortpflanzungsgeschwindigkeiten aus
Ihren
allgemeinen
Formeln
ergiebt,
wenn man von
I
zu
II
übergeht,
und
insofern
eine
Gleichung von
der
Gestalt
C1 -
c2 =
a
sowohl im
System
I,
wie in II und ebenso noch in vielen anderen
Systemen (jedes-
mal mit einem anderen
a)
gilt,
kann
man sagen,
sie drücke das
Ergebnis
des
Ver-
suchs in
kovarianter
Form
aus.
Das
braucht
uns
aber nicht davon
abzuhalten,
die
Gleichung
c1
-
c2
=
0 als verschieden
von
c1
-
c2
=
0 zu
betrachten. In diesem
Sinne werden
wir
schliessen: die
Erscheinungen
in dem Kabel
spielen
sich in Be-
zug
auf
die
Koordinatensysteme
I
und
II
nicht
in derselben Weise
ab.
Wenn
man nun versucht,
sich dies
irgendwie
verständlich
zu
machen oder bild-
lich
vorzustellen,
so
wird
man
sich
kaum
darauf
beschränken
können,
nur von
der
Erde,
dem Kabel
und
dem in diesem
letzteren
enthaltenen "Raum“
oder
"Vakuum“
zu sprechen;
man
wird
ja geneigt
sein,
sich
vorzustellen,
dass
es
in dem Raum oder
dem Vakuum
an
und
für sich nichts
giebt,
das sich den
Systemen
I und II
gegenüber
verschieden verhält.
Die
Vorstellung liegt gewiss
nahe[5]
und
hätte früher wohl allen
Physikern
sehr
natürlich
geschienen,
dass
es
in dem Kabel
irgend
ein
Medium
(Äther) giebt,
in
dem sich die Wellen
fortpflanzen,
derart
dass die
Fortpflanzungsgeschwindigkeit