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[1]Reichenbach had asked Einstein for permission to dedicate Reichenbach 1920 to him in
Doc. 57; the volume is dedicated to Einstein. The copy in Einstein’s library contains some marginal
notes, e.g., “sehr gut” on p. 74 to Reichenbach’s contention that it is impossible to infer a priori prin-
ciples from an immanent scheme.
[2]Reichenbach attended Einstein’s lectures in Berlin (see Doc. 57, note 2). For further information
about Einstein as an academic teacher, see Vol. 3, the editorial note, “Einstein’s Lecture Notes,” pp. 3–10,
and for a survey of Einstein’s academic courses, see Vol. 3, Appendix B.
[3]Erich Regener, Reichenbach’s supervisor on the Habilitation at the Technical University of
Stuttgart (see Doc. 24).
67. To Moritz Schlick
[Berlin,] 30. VI 20.
Lieber Herr Schlick!
Nun bin ich Treuloser doch vorbeigefahren, wenn auch wehmütigen Herzens.
Aber ich war mit meiner Tochter und mit viel Handgepäck, sodass es sich nicht
wohl anders machen
liess.[1]
Ihr Brief war wieder ein Meisterstück von
Klarheit,[2]
und ich habe mich ziemlich vollständig von Ihnen überzeugen lassen, besonders
was die fundamentale Rolle der Wiederholung des Gleichartigen
anlangt.[3]
Ich
habe da wirklich vor Bäumen den Wald nicht recht gesehen. Einzig in der Frage
Newtons Bewegungsgesetz—Kausalität, mit deren Behandlung Ihrerseits Sie
selbst ja auch noch nicht ganz zufrieden sind, sind wir miteinander noch nicht im
Reinen.[4]
Wie schön wäre ein Gespräch darüber unter vier Augen gewesen. Es ist
eine schwierig[e] Angelegenheit. Wenn ich die Gleichung
Masse Beschleunigung = Kraft
nehme, so ist „Kraft“ etwas „Absolutes“ (vom Bezugssystem [Unabhängiges]),
ebenso Masse, wenn nur die Einheiten (auch für Länge) festgelegt sind. Also muss
man auch der Beschleunigung einen absoluten Sinn geben. Diese selbst ist aus
Länge und Zeit durch den Ausdruck definiert; man darf also nicht andererseits
die Beschleunigung noch durch das Trägheitsgesetz definieren. Man wird sich viel-
mehr dazu entschliessen müssen x und t selbst als absolute, bezw. physikalisch
sinnvolle, Grössen zu deffinieren. Bei t gelingt dies, wenn man von der Schwierig-
keit der Gleichzeitigkeit absieht c = praktisch durch eine Uhr; bei x aber will es
nicht gelingen. Man wird genötigt, dem Raum eine eine rätselvolle, d. h. empirisch
unzugängliche Realität zuzuschreiben. Dagegen spricht aber wieder das spezielle
Relativitätsprinzip der Mechanik.
Übrigens hat der physikalische Raum auch nach der allg. R. Theo[rie] Realität,
aber keine selbständige, indem er in seinen Eigenschaften durch die Materie voll-
d2x
dt2
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