D O C U M E N T 2 0 2 N O V E M B E R 1 9 2 0 4 8 9
Doc. 177. Addressee’s name is typed above salutation: “Herrn Prof. V. Bjerknes Bergen.”
[1]Doc. 177.
[2]For an expression of Einstein’s early adherence to a mechanistic worldview, see his first scien-
tific essay (“On the Investigation of the State of the Ether in a Magnetic Field” [Vol. 1, Doc. 5]), and
his later reminiscences and critique of this worldview in Einstein 1979, pp.16–30.
[3]“s” added from the handwritten draft.
[4]“n” added from the handwritten draft.
[5]Added in the handwritten draft.
[6]The extant page of the carbon copy ends here. The rest is transcribed from the handwritten draft.
202. From Jolán Kelen-Fried
Wien XVII. Jörgerstr. 33. III. 20. bei Göde, 12. XI. 1920.
Sehr geehrter Meister!
Ihre warmen Zeilen vom 8. XI im I[n]teresse meines
Mannes[1]
haben mich auf-
richtig gerührt und ich bin Ihnen unendlich dankbar dafür. Sie haben Ihre wertvolle
Zeit im Interesse eines Mannes verschwändet, der diese Gabe von Ihnen verdient.
Ich habe Ihren warmen Brief in der Hoffnung Ihrer nachträglichen Zustimmung
mit einer kleinen Umstellung so veröffentlicht, wie wenn derselbe nicht zu mir,
sond[er]n zu einem hiesigen Universitätsprofessoren gekommen
wäre.[2]
Dies war
darum nötig gewesen, da so die Sache zwangsloser und nicht durch mich inszeniert
aussieht.
Ich hätte noch eine Bitte an Sie, da ich im Interesse meines Mannes unbeschei-
den sein muss. Es wäre sehr nützlich und möchte unendlich viel helfen[,] wenn Sie
unmittelbar an die ungarische Regierung, u. zw. an Ministerpräsidenten Grafen Te-
leky selbst ein Appell richten
möchten,[3]
wo entweder nur Sie, oder noch einige
andere, wenn auch nicht so hervorragende, doch imponierende Persönlichkeiten
unterschrieben wären. Dass aber die ganze Aktion von den jetzigen Herren in Un-
garn nicht verschwiegen wird, möchte ich auch ein Exemplar davon zur Veröffent-
lichung bekommen. Die Sache ist äusserst dringend, da das Urteil für Ende Novem-
ber, spätestens Anfangs Dez. zu erwarten
ist.[4]
Mein Mann trägt sein Schicksal mit der Ruhe und Überlegenheit eines wahren
Menschen, arbeitet, bis er kann, ruhig wissenschaftlich weiter und betrachtet die
ganze Sache als einen natürlichen Gang der Geschichte. Er hat das Gewissen, dass
er aus inneren Gründen nicht anders handeln konnte und trägt die Folgen seiner
ehrlichen Handlung mit einer Einfachheit, worin weder Märtyrerpose, noch Zer-
knirschung enthalten ist. Er ist aus ökonomischen Gründen Anhänger einer organi-
sierten Produktionsordnung und aus [Men]schenliebe Anhänger eines gerechteren
Verteilungssystems. In der Charlottenburger technischen Hochschule wird man
noch auf den ausgezeichneten Schüler Josef Klein (Kelen ist magarisiert) erinnern,
auch trachtete er sein Wissen in der Berliner freien Schule für Arbeiter solchen zu
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