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wenig von einander unterscheiden, und die samt und sonders in dem Buchhändler-
Börsenblatt mit irgend einer freundlichen mehr oder weniger verhüllt auf Herrn
Einstein hindeutenden Lobpreisung angekündigt werden. Diesmal Hier aller-
dings nur von ihrem Buchhändler! Im Buchhändler-Börsenblatt sind solche
Anpreisungen nicht weiter zu beanstanden, da sie nur den Verlegern und ganz zu-
fälligen Lesern dieses Blattes bekannt werden. Und dann stammen derartige Lob-
preisungen nur indirekt von dem Begründer der Relativitätstheorie, können also
doch nur sehr unvollkommen zur Reklame vor dem grossen Publikum ausgenutzt
werden.— Ganz anders aber, wenn der Begründer der Relativitätstheorie persön-
lich in einer Zeitschrift, die es immerhin zu einem gewissen Ansehen gebracht hat,
für eine Darstellung der Relativitätstheorie das Wort ergreift. Ich will den Gedan-
ken nicht ganz bis zu Ende durchführen und möchte nur noch darauf hinweisen,
dass Schuld und Sühne, wenn man schon für einen so harmlosen Vorgang diese bei-
den Worte sollte gebrauchen dürfen, einander annähernd gleich sein müssen. Und
nun stehen auf der einen Seite Herr Reichenbach mit einer wenn auch scharfen,
aber doch keineswegs vernichtenden Kritik, und auf der andern Seite steht (Sie ha-
ben mir so oft verboten, Ihnen Komplimente zu machen, dass ich jeden Zusatz un-
terdrücke) Herr Einstein mit einer Empfehlung, die wie eine Reklame aussieht. Sie
wissen, dass ich mich stets irgend einem von Ihnen geäusserten Wunsche ganz
selbstverständlich füge, hier aber muss ich zum ersten Mal nein sagen, und ich hof-
fe, Sie werden mir auf Grund meiner soeben gemachten Ausführungen darum nicht
böse sein.
Mit bestem Gruss Ihr Ihnen treu ergebener
A. Berliner
TLS. [7 006].
[1]Harry Schmidt (1894–1951). Drawing on lectures at the Freies Bildungswesen der Stadt Altona,
Schmidt had written a popular exposition of relativity theory, Schmidt 1920. A second printing of his
book, with a preface dated 1 September, came out only a few weeks later. At Schmidt’s request, Ein-
stein and Schmidt may have met personally in Altona during a stopover on Einstein’s trip to Kiel on
13 September (see Harry Schmidt to Einstein, 11 September 1920, in Calendar). Die Naturwissen-
schaften, in its issue of 19 November 1920, p. 925, had published a brief review of Schmidt’s book
by Hans Reichenbach. In the review, the book was called a popular exposition of relativity theory “in
belletristic attire” (“in schöngeistigem Gewande”). Although “not incorrect” (“nicht unrichtig”),
Reichenbach found that the book would not succeed in bringing out the epistemological content of
the theory and instead would revert to promote Einstein’s thoughts in a “sentimental romanticism of
the universe” (“sentimentale Weltallsromantik”). In a letter to Reichenbach, Arnold Berliner, editor
of Die Naturwissenschaften, had thanked him for his critique of Schmidt’s book, which Berliner him-
self called a “relativity rhapsody” (“Relativitätsrapsodie”; Arnold Berliner to Hans Reichenbach,
6 October 1920 [PPiU, Hans Reichenbach Collection, HR-015-49-35]; see also Hentschel 1990, pp.
55–56). In Harry Schmidt to Einstein, 24 November 1920, in Calendar, Schmidt had asked Einstein
for permission to send Berliner a copy of Einstein’s favorable opinion of his book, as written on a
(nonextant) postcard to him of 3 August 1920, in order to restore his reputation. In his response, Ein-
stein apparently asked Schmidt not to quote from his postcard to Berliner, but promised to write on
his behalf himself, as is acknowledged in Harry Schmidt to Einstein, 28 November 1920, in Calendar.
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