2 8 8 D O C U M E N T 1 7 3 A P R I L 1 9 2 2 oder Kiel berufen werden könnte.[5] Ich komme dieser Aufforderung um so lieber nach, als ich Herrn Wertheimer persönlich gut kenne und als Menschen sehr hoch schätze.[6] Der Schwerpunkt von Wertheimers Interesse liegt auf dem psychologi- schen Gebiet, wo er hauptsächlich schöpferisch tätig war. Erkenntnistheoretisch ist er insofern weniger geeignet als Reichenbach, als er die exakten Naturwissenschaf- ten viel weniger kennt als letzterer.[7] Jedenfalls aber ist er kein Anhänger verstei- nerter Wortphilosophie (Kant-Gesellschaft) sondern ein lebendiger Mensch, der selber denkt und erlebt und in diesem Sinne auch befreiend auf junge Menschen zu wirken vermag. Ich habe ein wenig den Eindruck, dass in Deutschland gegenwärtig die Psychologie gegenüber der Erkenntnistheorie etwas vernachlässigt wird. Diese Zeilen sollen keinen Versuch darstellen, Sie irgenwie zu beeinflussen, sondern Sie nur auf eine Möglichkeit hinweisen, die Ihnen vielleicht mit Rücksicht auf Ihr eigenes Arbeitsgebiet nicht in den Sinn gekommen ist. Der Brief bedarf natürlich keiner Beantwortung. Mit herzlichen Grüssen Ihr A. Einstein. TLSX. [21 585]. [1]Schlick (1882–1936) was Professor of Philosophy at the University of Kiel. [2]Wolfgang Köhler (1887–1967) was Professor of Psychology at the University of Berlin. [3]See Abs. 174. [4]Max Wertheimer (1880–1943) had obtained his Habilitation in philosophy at the University of Frankfurt in 1912 and had transferred his teaching rights to the University of Berlin in 1918. In 1922, he received the title of nontenured associate professor “but this was the result of a reform measure introduced in Prussia for instructors six years past their habilitation, and did not include a salary” (Ash 1989, p. 54). [5]The position in Göttingen was Köhler’s the position in Kiel was Schlick’s, which was available because of his imminent departure for Vienna. [6]In 1916, Wertheimer had interviewed Einstein about his path toward the theory of relativity: “Those were wonderful days, beginning in 1916, when for hours and hours I was fortunate enough to sit with Einstein, alone in his study, and hear from him the story of the dramatic developments which culminated in the theory of relativity. During those long discussions I questioned Einstein in great detail about the concrete events in his thought” (Wertheimer 1945, p. 168). For further discussion of the interaction between Einstein and Wertheimer, see Wertheimer, Mi. 1965, Miller 1975. [7]Hans Reichenbach had been a student of Einstein’s (see Reichenbach to Einstein, 15 June 1920 [Vol. 10, Doc. 57]). 173. To Mario Viscardini[1] Berlin, den 28. IV. 22. Hochgeehrter Herr! Unter Bezugnahme auf Ihr Schreiben vom 21. III. ds. J.[2] und den beigefügten Artikel teile ich Ihnen Folgendes mit: Die in dem Artikel ausgesprochene Hypothe- se, dass das Licht im leeren Raum nicht gegen das Koordinatensystem sondern
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