1 2 0 D O C U M E N T 4 1 J A N U A R Y 1 9 2 2 41. To Arnold Sommerfeld [Berlin,] 28. I. 22. Lieber Sommerfeld! Zuerst muss ich Ihnen mitteilen, dass das Experiment, auf das ich so grosse Hoffnungen setzte, nichts beweist, indem die Undulationstheorie bei strenger Be- trachtung genau zu denselben Konsequenzen führt wie die Quantentheorie (keine Ablenkung).[1] Wieder etwas klüger und um eine Hoffnung ärmer! Nun der Figaro-Artikel.[2] Ich habe alles gelesen, was Sie angestrichen haben. Kein Zweifel, dass ich mit dem Manne bei einem gemeinsamen Bekannten zu Tisch war auch Ehrenfest war dabei, der gerade hier war.[3] Ich erkenne das Ge- spräch an dem Artikel wieder. Es ist, was ich gesagt habe, nur französischer ben- galischer Beleuchtung. Warum ich ausgewandert bin, warum es mir in der Münchner Schule so sehr missfiel, ist sachlich richtig wiedergegeben, nur der Ton meiner Rede war anders.[4] Dass ich 1914 die Bedingung stellte, Schweizer zu blei- ben, ist richtig,[5] dass ich meine grosse Bewunderung für Poincaré bekannte, eben- falls, wenn ich ihn auch nicht für den bedeutendsten Geist unserer Zeit bezeichnete.[6] Dass ich sagte, dass ein grosser Teil der Gegner meiner Theorie von politischen und antisemitischen Tendenzen geleitet sei, ist richtig,[7] ebenso die Be- merkung über das Manifest der 93 und den Protest gegen dasselbe.[8] Dass ich mir aus all diesem Treiben nichts mache, [hat] er auch auf Grund einer scherzhaften Bemerkung von mir mit Recht bemerkt.[9] Auch die Bemerkung über meine An- sicht betr. der zukünftigen pol. Entwicklung Deutschlands, die übrigens nur heil- sam wirken kann, trifft zu.[10] Also: Der Mann hatte kein Recht, Aeusserungen von mir zu reproduzieren. Er hat ferner manches—ob mit oder ohne Absicht weiss ich nicht—falsch nuanciert, aber gelogen hat er durchaus nicht. Von einem eigentlichen Dementi kann keine Rede sein,[11] höchstens könnte man sagen, dass es verwerflich sei, private Gesprä- che ohne Autorisierung in der Presse wiederzugeben. Am besten aber ist es, gar nichts zu sagen, weil man dadurch höchstens die Sache wieder aufrühren würde. Das Papier ist geduldig und der Zeitungsleser vergesslich und—in ein paar Jahren sind wir alle tot und die neue Generation plagt und amüsiert sich wieder mit neuen Thorheiten. Den Artikel sende ich Ihnen mit gleicher Post wieder zu. P. S. Man soll einen ehrlichen Menschen achten, auch wenn er andere Ansichten hat und vertritt als man selbst.[12] AL (GyMDM, HS 1977-28/A, 78). Einstein and Sommerfeld 1968, pp. 97–98 Sommerfeld 2004, pp. 113–114. [21 403]. Signature is cut.