29. “On an Optical Experiment Whose Result Is Incompatible with the Undulatory Theory” [Berlin, ca. 19 January 1922][1] Über ein optisches Experiment, dessen Ergebnis mit der Undulationstheorie unvereinbar ist. Theoretischer Teil von A. Einstein, experimenteller Teil von H. Geiger und W. Bothe. [2] Theoretischer Teil (A. Einstein) In einer in diesen Berichten jüngst erschienenen Notiz habe ich ein optisches Experiment in Erwägung gezogen, welches interessante Ergebnisse bezüglich des Elementarprozesses der Lichtemission zu liefern versprach.[3] Dies Experiment ha- ben die Herren Geiger und Bothe in der Physikalisch-technischen Reichsanstalt ausgeführt mit dem sicheren Ergebnis, dass die von der Undulationstheorie gefor- derte Ablenkung des von Kanalstrahlteilchen emittierten Lichtes in dispergieren- den Medien nicht stattfindet.[4] Die Wichtigkeit dieses Befundes veranlasst mich, der Beschreibung der Experimente eine genauere Darstellung einiger der mit ihm zusammenhängenden Überlegungen vorauszuschicken. In unseren heutigen Theorien über das Licht laufen zwei miteinander bisher nicht verknüpfbare Gedankensysteme unverbunden neben einander her, die beide unentbehrlich zu sein und doch miteinander nicht vereinbar zu sein einander zu widersprechen scheinen, die Undulationstheorie bezw. elektromagnetische Feld- theorie und die Quantentheorie. Die Undulationstheorie ist uns bisher unentbehr- lich zur theoretischen Deutung der Brechung, Beugung, Interferenz, Dispersion sowie zum Verstehen des Zusammenhanges der optischen mit den elektromagneti- schen Erscheinungen im engeren Sinne. Sie umspannt ein ungeheures Erschei- nungsgebiet das wir als geometrische das Gebiet der „eigentlichen Optik“ bezeichnen wollen. Sie versagt aber bei allen Problemen der Absorption, Emission, überhaupt den feineren energetischen Eigenschaften de s r Lichtes Strahlung ge- genüber. Sie vermag die Plancksche Formel, die Spektralgesetze, die Gesetze des lichtelektrischen Effekts, der photochemischen Wirkungen etc. absolut nicht zu er- klären. Die Quantentheorie erweist sich umgekehrt als unentbehrliche Führerin auf dem Gebiet der energetischen Gesetzmässigkeiten, versagt aber bisher völlig der „eigentlichen Optik“ gegenüber. [p. 1]