4 2 4 D O C U M E N T 3 0 0 J U L Y 1 9 2 2 Leuchtfähigkeit immer vernichten, indem die Energie immer in einer anderen Wei- se abgegeben wird. Nun kann man wohl allgemein annehmen, dass auch ohne Dopplereffekt, äussere Störungen u.s.w. jede Linie eine endliche Breite hat klas- sisch berechnet sich dieselbe aus der Strahlungs Dämpfung je grösser die Dämp- fung, also je kürzer der Emissionsprozess, desto breiter die Linie. Etwas ähnliches mag quantenmässig existieren und ist glaube ich auch von Bohr einmal angenom- men worden: Die Quantenbahnen sind nicht absolut [sch]arf, sie haben eine gewisse Breite, die einer entsprechenden Breite der Spektrallinie entspricht. Die Stabilität des Elektrons auf der erregten Bahn und somit seine Verweilzeit ist desto geringer, je grösser die Streuung gegen die eigentliche scharfe Quantenbahn ist: also wieder die grösste Verbreiterung entspricht dem schnellsten Abklingen, wäh- rend die dem eigentlichen Zentrum der Linie entsprechenden Übergänge im Mittel am langsamsten erfolgen. Führt somit jeder Zusammenstoss des einen erregten Atoms zur Vernichtung der Leuchtfähigkeit, so wird dadurch hauptsächlich die Li- nienmitte geschwächt, und eine (scheinbare) Linienverbreiterung ist die Folge. Ich weiss nicht ob diese zweite Überlegung irgend einen reellen Sinn hat. Für die erste aber gibt es doch schon einen experimentellen Hintergrund, den auch Franck be- reits in seiner Publikation [er]wähnt.[8] Erregt man Na-Dampf nur mit der D1-Linie zur Fluoreszenz, so tritt auch in der Resonanzstrahlung nur die D1 Linie auf erhöht man den Druck durch Zumischung von Wasserstoff so erscheint auch die D2 Linie in der Emission. Es werden hier also offenbar durch die Zusammenstösse erregter Na-Atome mit H2-Molekülen Elektronen von der D1-bahn auf die D2 bahn versetzt (das Umgekehrte bei Primärerregung mit D2 geht übrigens genau ebenso). Ebenso gut kann man sich doch wohl auch denken dass infolge einer solchen Collision das Elektron direkt auf die Normalbahn (1,5 S-Bahn) heruntergeworfen wird—die Fra- ge ist nun ob unter Lichtemission wenn aber, dann doch sicher unter gestörten Be- dingungen.— Ich glaube das ist im wesentlichen das, worauf wir uns geeinigt haben. Es wäre sehr schön von Ihnen, wenn Sie mich gelegentlich wissen liessen, was Sie davon denken. Dass übrigens durch Zusammenstösse die Leuchtfähigkeit ganz zerstört werden kann ist gerade für die Hg-Resonanz auch nachgewiesen, die bei zu hohen Hg Drucken verschwindet. Und dass alles, was für den Emissionsvor- gang recht ist, auch für die Absorption billig sein muss, ist doch wohl die Grund- vorstellung die unbedingt beizubehalten ist. Fraglich ist dagegen wie gross der Prozentsatz solcher zerstörenden Collisionen ist im Vergleich mit den Emission er- zwingenden oder die Energie auf ein anderes so zu erregendes Atom übertragenden Zusammenstössen (Klein-Rosseland)[9] ist. Ich hoffe ich habe nicht allzu undeut- lich geschrieben, weder im eigentlichen noch im übertragenen Sinne. Mit besten Grüssen Peter Pringsheim
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