1 8 4 D O C U M E N T 8 2 M A R C H 1 9 2 2 Onnes wird nur erst in den ersten Tagen von Mai wieder hier sein.[4] Lorentz wird circa 12. oder 15. Mai wieder hier sein.[5] Ich würde also sagen das ist die beste Zeit aber ich habe eine Todesangst dass Du verdampfst wenn ich auch nur einen Tag länger warte. Und wenn Du mich im Stiche lässt, so frage ich meine Entlassung als Chroni- kenschreiber Deiner Wirksamkeit.[6] So und jetzt lese diesen Brief den versammelten Frauen des Hauses vor, dass sie mir helfen. Mit brummigen Grüßen Dein Ehrenfest. Tschulanowsky wird dieser Tage bei Euch anfragen wann Du nach Leiden kommst weil das für ihn wichtig ist.[7] Beilage W. J. de Haas ist sehr deprimiert u. verbittert: Vor ein paar Jahren begann man in Utrecht eine Professur vorzubereiten fürDu Bois mit Speziallaboratorium für ihn (Magnetismus)— als er plötzlich starb setzte man diese Bemühungen fort und die Facultät in Utrecht unterhandelte mit De Haas. Das gieng jetzt schon circa 2–3 Jahre. Wohl verschleppte sich die Sache aber für alle stand es fest, dass es nun nicht mehr lange dauern konnte und dass De Haas demnächst ernannt werden würde. Plötzlich und total unvorbereitet konnte De Haas und wir alle aus dem Staatsbudget lesen, dass der Minister[8] von der Creierung dieser Professur in Zusammenhang mit den allgemeinen Ersparungsvorschriften „absieht und nur ein Lectorat gibt die- ses aber sofort besetzten wird“— Es wird nun durch zahlreiche Umstände stets wahrscheinlicher (ich sage nicht: „sicherer“) dass Ornstein[9] und zwar durchaus nicht in Übereinstimmung mit der Facultät diese „Spar-welle“ in diese Richtung geleitet hat. Factum ist jedenfalls: 1.° Dass O. sich wie ein Ölfleck über den ge- sammten Experimentellen Betrieb in Utrecht ausgebreitet hat (Julius war während seiner Krankheit auch nicht in der Lage das Laborator. zu leiten)[10] 2.° Dass sein Schüler Burger schon im December bei den Glühlampenwerken in Eindhoven kün- digte um wieder nach Utrecht zurück zu kehren.[11] Es muss nun sich nur noch zeigen (woran niemand zweifelt) dass er der Lector werden soll. O. macht sich durch seine Lümmelhaftigkeit—die oft an’s Unglaubliche grenzt stets mehr Feinde.— Speziell auch unter solchen Leuten wie Fokker.[12] Und es könnte einmal nöthig werden, dass ich dagegen auftrete. Ich habe das Bedürfnis Dir das schon jetzt anzukündigen. Bisher habe ich—weniger aus Nächstenliebe aber einfach der Ruhe halber stets durch Lachen und gemüthliches Herumreden die Conflicte abzuschwächen getrachtet. Aber falls O. in Utrecht wirklich so gehandelt hat, wie es nun wahrscheinlich wird (sicher ist es noch nicht) so wird es langsam Pflicht einen Wall gegen die sich beginnende aggressieve Wirtschaft aufzurichten. !!!!
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