D O C U M E N T 1 2 4 M A R C H 1 9 2 2 2 1 9 ich die bisherige Entwicklung des Gegenstandes zusammengestellt und von der Nernstschen Bemerkung behauptet, sie sei ein vollkommener Irrtum. Die Notiz ist noch nicht gedruckt, ich habe sie zunächst Nernst im Manuskript zugestellt, damit er sich dazu äussern kann. Heute erhalte ich nun von ihm eine Antwort aus der her- vorgeht, dass er mich gar nicht verstanden hat. Insbesondere ist ihm offenbar un- klar, dass dann, wenn zwischen Molekülen Anziehungskräfte bestehen, in der Zustandsgleichung ein mit abnehmender Temperatur zunehmendes Attractions- glied auftreten muss, somit die Begründung seiner Ablehnung also nicht stichhaltig sein kann. Ich würde Sie gar nicht mit dieser Sache behelligen, wenn nicht Nernst selber Sie als Zeuge anführen würde. Er schreibt: „Vielleicht interessiert Sie auch folgen- de Tatsache. Vor einigen Tagen fragte ich Einstein, ob er meine Bemerkungen über Ihre Theorie gelesen hätte. Er antwortete sofort, er kenne diese Bemerkungen ganz genau und unterschreibe jedes Wort davon. Vielleicht ziehen Sie daraufhin doppelt in Erwägung, ob Sie wirklich eine gänzlich unmotivierte Polemik vom Zaune bre- chen wollen.“ Ich kann mir nicht denken, dass Sie Nernst bei seiner Behauptung über die an- geblich theoretisch folgende Temperaturunabhängigkeit des Attractionsgliedes decken wollen. In der Notiz habe ich geschrieben, dass jene Temperaturabhängig- keit zu Stande komme nach demselben Gesetze und denselben Prinzipien, wonach man bei einem schweren Gase schliesst, dass die Dichte unten grösser sei als oben. Ich weiss wirklich nicht, wie ich noch deutlicher sein könnte. Ich glaube es würde der Sache nützen, wenn Sie Ihre Stellung präcisieren möchten. Ich fürchte, dass Sie jetzt in Paris sehr viel zu tun haben werden und gewiss das alles Sie mehr interessiert wie der kleine Streit auf dem dieser Brief abspielt. Trotz- dem glaube ich doch, dass auch diese Sache, schon wegen der Stellung von Nernst, ein gewisses Interesse hat und hoffe ich, dass Sie meine Bitte um Mitteilung Ihres Standpunktes erfüllen können. Mit den besten Grüssen Ihr sehr ergebener P. Debye TLS. [9 139]. Written on letterhead “Physikalisches Institut der Eidg. Tech. Hochschule Zürich Prof. Dr. P. Debye,” and addressed “Herrn Prof. A. Einstein, Berlin, Haberlandstrasse 5.” An unidentified sketch by Einstein at the bottom of the second page is omitted. [1]In Debye 1920, Debye explained intermolecular attractive forces through the mechanism of interaction of electric moments induced by the electric charges present within each molecule. [2]See Nernst 1921, p. 261. For Debye’s transcription of Nernst’s remarks, see Doc. 155. [3]Nernst claimed that it has been experimentally established that the attractive forces decrease in strength with increasing temperature.