5 4 8 D O C . 3 7 9 T R A V E L D I A R Y D E C E M B E R 1 9 2 2 Empfang von 10 000 Studenten der von Okuma (?) gegründeten, im demokrati- schen Geiste geleiteten Waseda-Universität mit Ansprachen.[102] Mittagessen im Hotel. Dann Vorlesung. Besichtigung des Instituts. Interessante Mitteilung über Lichtbogen-Linienverschiebung.[103] Um Uhr Begrüssung durch pädagogische Gesellschaften. Beim Abschied aussen Begrüssung durch Seminaristinnen. Liebli- ches, heiteres Bild mit Gedränge im Halbdunkel.[104] Zu viel Liebe und Verwöh- nung für einen Sterblichen. Ankunft zuhause todmüde. 30. Mit Frau am Bahnhof zur Reise-Information. Einziges Mal allein ausgegan- gen Komische Schwierigkeit der Verständigung Inagaki sucht und findet uns un- terwegs per Auto und führt mich zu kaiserlicher Kapelle, um altchinesische Musik zu hören (10½–1½), die nur dort noch durch Tradition am Leben erhalten wird.[105] Gemeinsame indische Wurzel der byzantinischen und chinesisch japanischen Mu- sik. Choralähnlich Wunderbare Klangmalerei Flöte, Zupfinstrumente, Zungenin- strumente, auch für sehr hohe Töne, die silberige Klangwirkung geben. Vortrag in Univ. Diskussion Tamaru Aufklärung von Inkonsequenz von Doi’s theoretischem Versuch. Feierliche Begrüssung von Abordnungen der Studenten (im Ganzen ca 20 000) der Universitäten von Tokyo.[106] Abendessen bei der Botschaft Diploma- ten und sonstige grosse Tiere. Herrliche Musik. Aber sonst fad und steif. Ich stüm- perte auch ein wenig Geige sehr schlecht aus Müdigkeit und Mangel an Übung. Dänischer Botschafter brachte uns heim gemütliches Ehepaar.[107] 1. Dezember. Essen mit Ehepaar Witt, das gestern am Bahnhof getroffen. Mit- teilungen über Gefangenschaft in Kanada. Letzter Vortrag über kosmologisches Problem Dank der zugelassenen Studenten.[108] Riesiges Abendessen im Hotel. Ganze geistige Elite anwesend. Nach dem Essen musste ich (nach Yamomote) An- sprache halten und—geigen (Kreuzersonate). (Vormittags Chemiker Tamaru Be- such im Hotel).[109] 2. Besuch in technischer Schule. Begrüssung an Studenten Ansprache Takiuchi.[110] Fahrt nach Sendai (1–9). Hondu & Aichi 4 Stunden entgegenge- fahren.[111] Ankunft. Kollegen, Rektor am Bahnhof, auch Botaniker Molisch. Lebensgefährliches Gedränge auf Weg zum gegenüberliegenden Hotel. Dort Emp- fang der Behörden.[112] 3. Morgens Vortrag bis 12 & 1–2½.[113] Fahrt mit Yam., dem Karrikat. Maler Okamoto nach Kieferinsel.[114] Wundervolle Küstenlandschaft. Einkehr in japanischem Gasthaus auf japanische Art. Abendessen mit Physikern im Hotel. Be- kanntschaft des Dichters Tsuchii. Schenkte mir Skizzenbuch von Hokusai und selbstgeschriebenes italienisches Gedichtbuch.[115] Abends rührender Empfang in Universität. Studenten-Versammlung. Dann mit Professoren. Sass neben Molisch und Dekan der med. Fakultät. Musste Namen und Datum mit Tusche an eine Wand malen.[116] [p. 21v] [p. 22]
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