D O C . 3 7 9 T R A V E L D I A R Y D E C E M B E R 1 9 2 2 5 4 9 4) Abreise nach Sendai Nicco mit In. Yam und Okamoto.[117] Honda kam 1 Stunde mit.[118] Prächtige Menschen. Heiter, bescheiden, natur- & kunstliebend. Unvergesslich. Wunderbare Gebirgslandschaften vom Zug aus. Gestern und heute überall besondere Freundlichkeiten der Eisenbahnbeamten. Frauen unterwegs ver- fehlt, weil sie in Tokyo Zug versäumt.[119] Malerische Fahrt. Gespräch mit halb amerikanisiertem deutschamerikanischem Seidenstrumpf-Fabrikanten. Durch das Dorf Nicco mit Inag. und Okamoto zu Fuss ins Hotel. Letzterer machte noch am selben Abend mehrere sehr reizvolle Charakterskizzen.[120] 5. Inag. schwer aus dem Bett zu kriegen, weil wieder bei seiner Frau.[121] Gegen Aufbruch nach dem 1300 m hoch gelegenen Tempel-See.[122] Auto bis zum eigentlichen Aufstieg. Dann Aufstieg durch prächtige Wälder mit herrlichen Ausblicken, auf Gebirge, enge Thäler und Ebene. Oben heftiger Schneesturm bei empfindlicher Kälte, der uns bis unten treu blieb. Okamoto, der ärmste in Strohsan- dalen, aber stets humorvoll und schalkhaft. Abends x-tes Telegramm von deutscher Gesellschaft in Kobe. Zum mindesten in Japan hab ichs lieber mit Japanern zu thun. Sind ähnlich den Italienern in ihrem Temperament, aber noch feiner, noch ganz durchdrungen von ihrer künstlerischen Tradition, nicht nervös, humorvoll. Unterwegs Gespräche über buddistische Religion. Gebildete Japaner liebäugeln mit Urchristentum. Ferner Gespräch über japanische Weltansicht vor Anschluss an Europa. Es scheint, dass sich die Japaner keine Gedanken darüber machten, warum es auf ihren Südinseln heisser sei als auf ihren Nordinseln. Auch scheint ihnen nicht zum Bewusstsein gekommen zu sein, dass die Sonnenhöhe von der Nordsüd- lage abhängig ist. Intellektuelle Bedürfnisse scheinen bei diesem Volk schwächer gewesen zu sein als künstlerische, Naturanlage?[123] 6. Tempelsystem von Nicco besucht. Natur und Architektur prachtvoll vereint. Zedernallee Steigerung durch System von Höfen. Zentrale Gebäude wunderbar durch farbige Schnitzereien verziert. Etwas überladen.[124] Freude an Darstellung von Natur überwiegt das Architektonische und erst recht das Religiöse. Lange Vortrag von Priester über Historisches—nicht zum Erleben. Wundervoller Stein- treppen-Aufstieg unter Cedern zum Grab des ältesten Tokugava.[125] Nachmittags Bruder Beck mit Tochter da. Fussweg nach Bahnhof mit diesen Gebirge bei sinken- der Sonne in prächtiger Beleuchtung. Fahrt nach Tokyo.[126] Dort grosse Hetzerei mit Packen im Hotel. 7. Noch grössere Hetz mit Krach, Kofferschliessen. Bärwald auch da. Fahrt nach Bahnhof. Endgültiger Abschied von Tokyo. Fahrt mit Ishiv., Inagakis, Yamomoto & Frau nach Nagoya. Ich mit Artikelschreiben beschäftigt, sehr pressant, über japanische Eindrücke.[127] Ankunft begrüsst von grosser Schar Studenten und Schüler. Gemütliches Abendessen der ganzen Gesellschaft mit vier Leuten von [p. 22v] [p. 23] [p. 23v]
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