5 6 0 D O C . 3 7 9 T R A V E L D I A R Y F E B R U A R Y 1 9 2 3 Diplom und eine prächtige silberne Dose erhielt.[230] Abendessen bei Talkowski. Abends Versammlung der Gebildeten mit Rede von mir.[231] Die Tätigkeit der Ju- den in wenigen Jahren in dieser Stadt erregt die höchste Bewunderung. Moderne hebräische Stadt aus dem Boden gestampft mit regem wirtschaftlichem und geistigem Leben. Ein unglaublich reges Volk, unsere Juden! 8 9. Morgens Arbeiterversammlung. Grosser Eindruck[232] Besuch der landwirtschaftlichen Schule. Mikve[233] Grosse Kellereien. Eier müssen beim künstlichen Ausbrüten einmal täglich gekühlt werden. und der jüdischen Rot- schildkolonie Rischon le Zion.[234] Beide Anstalt Werke schon 50 Jahre alt. Alter Mann hielt auf dem Dorf Begrüssungsrede. Schulstunde, Kinder im Garten. Froher Eindruck von gesundem Leben, aber wirtschaftlich doch nicht recht selbständig. Eisenbahnfahrt nach Jaffa mit Joffe (Arzt und Cousin des Russen) zusammen durch Ebene mit allmählich näher rückendem Gebirge. Arabische und jüdische Siedelun- gen Jüdische Salzanlage Station vor Jaffa. Arbeiter kamen zur Bahnhof und grüs- sten mich[235] Ankunft nach Sabbatbeginn in Haifa trotz Herrn Strucks vorheriger Warnung. Gang zu Fuss durch riesigen Dreck mit Ginsberg und dem Physiker Tscherniawski zu dessen Schwager Pefzner. Frau zart und von scharfer Intelligenz.[236] Gemütliches Zimmer oben. Deutsche Dienstmädchen. Abends Menge gleichgültiger Leute aus Neugierde, aber auch Struck und Frau.[237] 10. Realschule besichtigt (Sabbath). Verpreusster aber tüchtiger Direktor Biram.[238] Strucks Wohnung. Mittagessen bei ihm mit gemütlichen Gesprächen Besuch bei Weizmanns Mutter, umgeben von x Söhnen, Töchtern etc.[239] Spazier- gang auf den Karmel mit Struck. Jüdische Arbeiterin angetroffen. Auf Pastors Dach gestiegen, mit Rundb prachtvollem Rundblick auf Haifa und Meer.[240] Jü- discher Chaluz begleitet uns schräge Strasse hinab bis zu Wohnung eines arabi- schen Freundes. Das kleine Volk kennt keinen Nationalismus. Besuch eines arab. Schriftstellers mit deutscher Frau.[241] Abends Feier im Technikum. Wieder Reden, bemerkenswerte von Tscherniawski und Auerbach. Psalmen und ostjüdische Lieder bei Kerzenschein.[242] 11. Besuch der Werkstätten des Technikums. Dann Rothschild-Mühle und Ölfabrik Erstere fast fertig. Ungeheuer raffinierte fast ganz automatische Einrich- tung[243] Nachmittags Fahrt über Ebene Israel, Bethlehem Nazareth nach Tiberi- assee. Unterwegs Besuch der im Bau begriffenen Kolonie Nahallal, die nach Kauffmanns Plänen gebaut ward. Fast alles Russen. Dorf mit privaten Parzellen. Bauarbeit Genossenschaftlich.[244] Nach Bet Nazareth, zu dem man nach maleri- scher Bergfahrt gelangt, strömender Regen. Fahrt in die Nacht hinein bis zu dem Gut Migdal Das letzte Stück muss Auto von Maultieren durch grossen Dreck bis zum Gutshaus gezogen werden. Gemütlicher Abendhock mit opulentem Mahl. Gut [p. 36v] [p. 37] [p. 37v]
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