118 DOC. 72 PORE SIZE OF FILTERS 1012 DEUTSCHE MEDIZINISCHE WOCHENSCHRIFT Nr. 31 nisse lassen sich kurvenmaßig darstellen. Auf der Abszisse 1 tragen wir die Ph-Werte der Lösungen auf, als Ordinaten, die zu den einzelnen Ph-Werten gehörigen Kontraktionsgrade der Blutgefäße. Wir betrachten zunächst die ausgezeichnete Kurve A B und sehen in dem Ph-Bereich 5-7 den Kontraktionsgrad Null, d. h. die Ge- fäße sind maximal weit. Mit steigender Säuerung, wie auch Alkali- nisierung nimmt die Stärke der Kontraktion der Gefäße immer mehr zu. Für den Kurvenverlauf ist es vollkommen gleichgültig, mit wel- cher Saure oder Lauge die aktuelle Reaktion der Gummiarabikum- Ringcrlösung geändert wird. Das beweist, daß die Wasserstoffionen- konzentration ein maßgebender Faktor für die Weite der Strombahn ist, während die Natur des Anions in den unter physiologischen Um- ständen vorkommenden Konzentrationen keine Rolfe spielt. Die Kurve, wie wir sie jetzt besprochen haben, wird aber nur dann physiologischen Wert besitzen, wenn wir sicher sagen können, daß sich die aktuelle Reaktion der verwendeten Lösung während des Durchlaufes, durch den Tierkörper nicht ändert. Tritt eine solche Aenderung ein, so können wir zunächst keine genauen Angaben machen, welchen Ph-Werten ein beobachteter Kontraktionsgrad ent-gemeinen spricht. Es mußte also, um diese Frage zu entscheiden, geprüft werden, ob eine Lösung durch die Froschpassage eine Aenderung ihrer ak- tuellen Reaktion erfährt. Dies erfolgte in der Tat. Verwendeten wir beispielsweise für die Durchströmung eine Kochsalzlösung, deren Ph durch Salzsäurezusatz auf 2,9 gebracht wurde, so trat sie ausübereinander der Abdominalvenenkanüle mit einem Ph von 5,9 aus. In analoger Weise wird eine stark alkalische Lösung durch die Froschpassage so ge-Vorgänge. ändert, daß sie mit einer geringeren OH-Ionenkonzentration die Venenkanüle verläßt. Mit anderen Worten: der Organismus besitztwir die Fähigkeit, eine ihn durchströmende Lösung mit ab- normer Wasserstoffionenkonzentration so zu ver? ändern, daß sie sich der physiologischen Blutreaktion nähert. Aendert man die Reaktion der Durchströmungslösung durch Zu- satz geeigneter Puffersalze, so ist zu erwarten daB der Froschkörper eine geringere Aenderung. der abnormen aktuellen Reaktion der Perfusiönslösung herbeizuführen vermag. Denn eine gepufferte Lö-Reaktionsbereich sung zeichnet sich ja gegenüber einer ungepufferten Lösung von gleicher Wasserstoffionenkonzentration durch die große Zähigkeit aus, mit welcher sie ihre aktuelle Reaktion beibehält. Da dieses Pufferungs- vermögen um so stärker ist, je höher die Puffersalze konzentriert sind, ist zu erwarten, daß von zwei gepufferten Lösungen gleicher Wasser- stoffionenkonzentration diejenige eine geringe Aenderung bei der Froschpassage erleidet, die Puffersalze in stärkerer Konzentration enthält. Die Ergebnisse unserer Durchströmungsversuche bestätigten dielang Richtigkeit dieser Ueberiegungen in vollem Umfang. Dann ist aber zu erwarten, daß sich die Lage der auf die Ge-soll fäße unwirksamen Zone, die wir für Gummiarabikumlösung zwischen Ph 5 und 7 angegeben hatten, mit dem Pufferungsvermögen der Perfusionslösung ändern muß. Eine ungepufferte Lösung von bei- spielsweise Ph = 3 kann sich auf dem Wege bis zu den Kapillaren so stark entsäuert haben, daß sie keine kontrahierende Wirkung mehr ausübt eine stark gepufferte Lösung wird dagegen ihre Wasser-193Journ. stoffionenkonzentration bis dahin nur ganz wenig ändern. So ist es erklärlich, daß die indifferente Zone bei stark gepufferten Lösungen sehr schmal und mit Abnahme des Pufferungsvermögens immer breiter wurde. In unseren obigen Zeichnungen ist auch der Befund, den wir bei Verwendung einer stark gepufferten Lösung erhielten, eingetragen. Wir sehen, daß die Gefäße zwischen Ph = 5,65 und 6,6 maximal weit sind und daß mit zunehmender Säuerung und Alkalinisierung eine beträchtliche Zunahme des Kontraktionsgrades erfolgt (Kurve C D). Wir haben Grund zu der. Annahme, daß dieser Kurvenvetlauf auch dann gilt, wenn das Blut unter natürlichen Bedingungen durch die Gefäße strömt1). a) Nähere Beweisführung siehe Atzier und Lehmann, Pflüg. Arch. 193 H.5/6 Da die Titrationsazidität bzw. Alkalnität bei gepufferten Lösungen im allgemeinen mit zunehmender Konzentration der Puffersalze wächst, so können wir sagen, daß nicht allein die Wasserstoff- ionenkonzentration der Perfusionslösung maß- gebend für die Weite der Gefäße ist, sondern daß auch die Titrationsazidität bzw. Alkalinität dabei eine wichtige Rolle spielt. Prinzipiell die gleichen Versuche wurden mit einer anderen Apparatur an urethanisierten Kaninchen, Katzen, Meerschweinchen und Ratten vorgenommen nachdem sämtliche Gefäßkommunikationen zwischen Vorder- und Hintertier unwegsam gemacht worden waren, wurde von der Bauchaorta aus das Hinterher durchströmt die Salz- lösung konnte aus der eröffneten Vena cava, inferior entweichen. Es wurden in dem physiologisch wichtigen Bereich der Wasserstoff- ionenkonzentration der Durchspülungslösung die gleichen Gesetz- mäßigkeiten gefunden, wie wir sie für den Frosch beschrieben haben. Auch Fleisch (3) hat den Einfluß der Wasserstoffionen auf die Blutgefäße der Säugetiere bearbeitet er beschränkte sich bei seinen Untersuchungen auf einen engeren Reaktionsbereich. Im all- decken sich seine Resultate mit den unseren nur in einem wesentlichen Punkte weichen unsere Versuchscrgebnisse von den seinen ab. Während Fleisch als Grundbedingung für das Zu- standekommen der Säuredilatation einen guten Gefäßtonus ansieht, haben wir eine derartige Abhängigkeit nicht beobachten können. Es mag sein, daß zwei verschiedene Vorgänge bei der Gefäßreaktion gelagert sind. Fleisch registrierte mit seiner Diffe- rentialstromuhr relativ rasch verlaufende, wir langsamer verlaufende Berücksichtigen wir nun, daß das Ph des Blutes etwa bei 7,5 liegt, so sehen wir an unserer Zeichnung, daß die Blutgefäße unter physiologischen Bedingungen durch die Alkalinität des Blutes schon kontrahiert sind wir sprechen deshalb von der physiologischen Laugenkontraktur der Blutgefäße. Bilden sich im arbeitenden Muskel saure Stoffwechselprodukte, so nimmt die H-Ionenkonzentra- tion des Blutes ganz wenig zu. Wie aus dem steilen Kurvenverlauf hervorgeht, genügen aber schon recht geringe Aenderungen der .Ph-Werte des Blutes, um eine beträchtliche Gefäßerweiterung her- vorzurufen. Auch die nach Stauung zu beobachtende reaktive Hyper- ämie findet jetzt ihre einfache Erklärung. In dem gestauten Bezirk ist das Blut mit Kohlensäure überladen. Das bedeutet eine geringe Zunahme der Wasserstoffionenkonzentration, die sich unter Ver- ringerung der physiologischen Laugenkontraktion in einer Gefäß- erweiterung auswirkt. Rechnerisch und experimentell konnten wir zeigen, daß auch bei stärkster Arbeit die Säuerung des Blutes nicht so weit wächst, daß in denjenigen Teil der Kurve gelangen, bei dem die Gefäß- erweiterung in eine Gefäßverengerung umschlägt. Wie hat man sich nun auf Grund dieser Beobachtung den Me- chanismus der Gefäßweitenveränderung unter dem Einfluß .wechseln- der Wasserstoffionenkonzentrationen vorzustellen? Wir sahen an unserer Kurve, daß bei stark gepufferten Lösungen die Gefäße im Ph-Bereich 5,65-6,6 maximal erweitert sind. In diesem liegt nun auch der isoelektrische Punkt des Organeiweißes. Da der isoelektrische Punkt mit dem Quellungs- minimum der Eiweißkolloide zusammenfällt, so liegt der Gedanke nahe, die Aenderungen der Gefäßweite mit Aenderungen des Quellungszustandes in Zusammenhang .zu bringen. Nimmt die Alkali- nität zu, so erhöht sich die Quellung, und die Strombahn verengert sich. Es scheint sich also um einen kolloidchemischen Vorgang zu handeln, der auch an toten Substanzen, wenn die sonstigen Be- dingungen erfüllt sind, zu beobachten sein müßte. In der Tat ge- es uns auch zu zeigen, daß die Gefäße von Salzfröschen, die bereits über eine Woche tot waren und starken Fäulnisgeruch zeigten, in der oben beschriebenen Weise auf die Wasserstoffionen reagierten. Es damit natürlich nicht behauptet werden, daß die Aenderung der Weite der kleinen Gefäße allein auf Quellung und Entquellung zurückzuführen sei. aber wir glauben sagen zu können, daß diesem physikalisch-chemischen Mechanismus eine gewisse Bedeutung zur peripherischen Regulierung des Kreislaufs zukommt. 1. of physiol. 1830-1883, 3 S. 48. - 2. Pflüg. Arch. 1921.190 H. 1-3 S. 118 1922, H. 5/6 S 463 1922, 197 H. T/2 S. 206 1922,. 197. H. 1/2 S. 221 G. Lehmann, Biochem. Zschr. 1922.133 H. 1-3 S. 30 R. Herbst, Pflüg. Arcb..l923/197 H. 5/6 S.168- 3. Zschr. f. allgem. Physiol. 1921, 19 S 289. Experimentelle Bestimmung der Kanalweite von Filtern. Von Prof. Albert Einstein und Dr. Haas Mühsam in Berlin. Es gibt bis jetzt noch keine exakte Methode zur Bestimmung der Durchlässigkeit von Filtern. Membranfilter (Bechhold, de Haën) werden nach der Durchlaufsgeschwindigkeit von Wasser, Hartfilter (Chamberland, Berkefeld, Pukal usw.) nach ihrer Durchlässigkeit für Kolloide von annähernd bekannter Größe ge- eicht. Diese Bestimmungen sind natürlich sehr roh, weil die Ad- [1]