424 DOC. 281 REVIEW PLANCK 1153 1924 DEUTSCHE LITERATURZEITUNG 13. Heft 1154 Max Planck [ord. Prof. f. theor. Physik an d. Univ. Berlin], Wärmestrahlung. Vor- lesungen liber die Theorie der Wärmestrah- lung. 5. Aufl. Leipzig, Joh. Ambr. Barth, [1] 1923. IX U. 221 S. 8. Plancks Buch ist eine klare und planvolle Einführung in die Probleme der Strahlungs- und Quanthenthcoric, deren Lektüre auch dem Eingeweihten hohen ästhetischen Genuß bringt. In der ersten Hälfte des Buches sind die Grundbegriffe sowie die im wesentlichen auf die Thermodynamik gestützten Sätze be- handelt, das Kirchhoffsche Gesetz über Emis- sions- und Absorptionsvermögen, das Stefan- Boltzmannsche Gesetz über die Abhängigkeit der Gesamt-Strahlungsdichte von der Tem- peratur und das Wiensche Verschiebungs- gesetz. Der zweite Teil des Buches ist auf das Boltzmannsche Prinzip und die Quanten- theorie gegründet, wobei einerseits das Gegen- sätzliche beider Theorien (der klassischen und der Quantentheorie), andererseits aber die weitgehende Analogie der gemäß beiden Theorien geltenden Beziehungen klar zum Ausdruck kommt. Das Boltzmannsche Prin- zip wird zunächst dargelcgt cs wird auf den Begriff von der Anzahl der Komplexionen gegründet und dabei von Anfang an klas- sische Theorie und Quantentheorie durch infi- nitesimale bzw. durch endliche Ausdehnung der Elementargebietc berücksichtigt. Die Mechanik wird nur insoweit benutzt, als aus dem Liouvilleschcn Satze die Gleichheit der den Elementargebieten entsprechenden Vo- lumina des Phasenraumes begründet wird. So kommt cs, daß der die Grundlage aller statistischer Wärmetheorie bildende Boltz- mannsche Verteilungssatz nur auf das Boltz- mannsche Entropie-Wahrscheinlichkeitsprin- zip gegründet wird, wodurch seine über die Mechanik hinausragende Bedeutung ins Licht gerückt wird. Der wichtigste Teil des Buches, S. 143 bis 192, ist der Ableitung der Planckschen Strahlungsformel gewidmet. Der Gedan- gang ist dieser: Die Statistik ponderabler Gebilde ist durch den Boltzmannschen Ver- teilungssatz bestimmt. Schwarze Strahlung ist dadurch bestimmt, daß sie mit diesen Gebilden in statistischem Gleichgewicht steht. S. 143-169 wird gezeigt, daß man zu dem Jeansschcn Grenzgesetz gelangt, wenn man für den Boltzmannschen Verteilungssatz ver- schwindend kleine Elementargebiete und für die Wechselbeziehungen zwischen ponderab- len Gebilden und Strahlung die Gesetze der Mechanik und Elektrodynamik zugrunde legt. S. 169-192 wird dagegen das Plancksche Gesetz abgeleitet, indem man im Boltzmann- schen Verteilungssatz endliche Elementar- gebiete zugrunde legt und indem man bei der Betrachtung der Wechselwirkung zwischen ponderablen Gebilden und Strahlung statisti- sche Gesetze postuliert, welche einerseits durch ihre Einfachheit, andererseits durch ihre Analogie zu den entsprechenden Rela- tionen der klassischen Theorie gerechtfertigt erscheinen. [2] Der letzte Absatz des Buches behandelt im Anschluß an die früher abgeleiteten Rela- tionen einige wichtige Probleme der Quanten- theorie: Hohlraumstrahlung als selbständiges Quantensystem, Entropiekonstante der Gase, spezifische Wärme fester Körper. Berlin. Albert Einstein. Organilche naturwillenlcbaffen - medizin K[arl Ritter) von Goebel [ord. Prof. f. Botanik an d. Univ. München], Wilhelm Hof- meister. Arbeit und Leben eines Bo- tanikers des 19. Jahrhunderts. Mit biogra- phischer Ergänzung von Frau Professor Ganzenmüller, geb. Hofmeister. [Große Männer. Studien zur Biologie d. Genies, hrsg. v W. Ostwald. Bd. S. cipzig, Aka- derchev Veriagsgeschscha 177 S. So m. 2 fäksim. Briefen u. Thebild. M. 9. Mit Recht hat die Universität Tübingen es sich Mitte Mai dieses Jahres nicht nehmen lassen, anläßlich der 100. Wiederkehr des Geburtstages (24. Mai 1824) ihres großen Botanikers Wilhelm Hofmeister eine Gedenk- feier abzuhalten. Es ist hoch erfreulich, daß etwa gleichzeitig und wohl aus demselben Anlaß Karl von Goebel, der hervorragende Pflanzenmorphologe in München, Arbeit und Leben dieses Pflanzenforschers in einer auch weiteren Kreisen verständlichen Form ein- gehend gewürdigt hat. Kein Beruienerer hätte sich dieser schönen und dankbaren Aufgabe unterziehen können: ist doch Goebel der letzte noch lebende Schüler Hofmeisters und zugleich unter den deutschen Botanikern unstreitig derjenige, der am erfolgreichsten sein Erbe angetreten und seine Forschungs- richtungen fortgesetzt hat. Auch dürfte sich kaum ein anderer älterer Botaniker haben finden lassen, der imstande gewesen wäre, bei unumschränkter Beherrschung der