186 DOC. 116 LECTURES BONN Physik. Zeitschr.XXIV. 1923. Knoblauch, Erwärmung der Luft beim Thomson-Joule-Effekt. 473 Herr Hopmann: Bei astronomischen Beob- achtungen schwächster Sterne arbeitet man fast stets mit Stäbchensehen, nicht mit zentralem. Herr Born: Ich möchte darauf aufmerksam machen, daß die Existenz der Nadelstrahlung jetzt durch neue Versuche eines Amerikaners Roß über den Comptoneffekt so gut wie sicher gestellt scheint. Herr Einstein: Comptons Versuch beweist noch mehr, als vorher schon theoretisch abgeleitet war, indem er zeigt, daß bei dem Elementarprozeß der Zerstreuung eines Quants nur ein einziges [3] materielles Elementargebilde beteiligt ist Herr Emersleben: Bei der von Herrn Prof. Wien angeregten Anwendung der Verstärker- röhre dürfte eine Interferenzschaltung, die die Differenz der in den beiden einander entgegen- gesetzten Richtungen wirksamen Energien mißt, von Vorteil sein. halten werden. Die hohe Empfindlichkeit, die ich tat- sächlich erreichte, kommt fur Zäpfchenschen nicht in Betracht. Tatsächlich fehlen ja auch im zentralen Teil des Auges die Stäbchen nicht ganz. Osc. Knoblauch (München), Über die Er- wärmung der Luft beim Thomson-Joule- Effekt bei tiefen Temperaturen nach Be- obachtungen von H. Hausen. Unter Thomson Joule-Effekt soll kurz die Temperaturänderung verstanden werden, welche ein komprimiertes Gas beim Strömen durch eine Drosselstelle unter gleichzeitiger Drucksenkung erfährt. Diese Temperaturänderung ist im all- gemeinen eine Abkühlung, welche in bekannter Weise bei der technischen Luftverflüssigung nach dem Lindeschen Prinzip zur Anwendung kommt. Eine Ausnahme bildete bisher nur der Wasserstoff, bei dem bei gewöhnlichen Ver- suchstemperaturen eine Erwärmung beobachtet wurde. Thermodynamisch läßt sich nun Voraussagen, daß es für jedes Gas ein bestimmtes abgegrenz- tes Gebiet der Temperaturen und Drucke gibt, innerhalb dessen die Drucksenkung von einer Abkühlung begleitet ist. während außerhalb die- ses Gebietes Erwärmung eintritt. Bei graphi- scher Darstellung in einem Koordinatensystem, dessen Abszissen die Drucke und dessen Ordi- naten die Temperaturen bilden, wird dieses Ge- biet von einer parabelähnlichen Kurve mit hori- zontal verlaufender Achse begrenzt der Scheitel- punkt liegt nach der Seite der hohen Drucke. Innerhalb dieser Parabel liegen die Zustände der Abkühlung, außerhalb diejenigen der Er- wärmung, während auf der Kurve selbst der Thomson-Joule-Effekt = o ist. Für alle Drucke, die kleiner sind als der dem Scheitelpunkt der Parabel entsprechende, gibt es also je 2 Tempe- raturen, für welche der Thomson-Joule-Effekt sein Vorzeichen umkehrt und die man daher als oberen und unteren „Inversionspunkt“ be- zeichnet. Für Wasserstoff ist es bereits gelungen, durch Beobachtung unter auch Abkühlung festzustellen und dadurch den oberen Inversions- punkt zu bestimmen. Es bot großes wissenschaftliches und tech- nisches Interesse, auch für Luft die Umkehr- punkte aufzusuchen. Daher wurden die im Laboratorium für technische Physik der Tech- nischen Hochschule München von E. Vogel (Forschungsarb. d. Ver. deutsch. Ing. Heft 108/9) begonnenen und Fr. Noell (ebenda Heft 184) fortgesetzten Thomson-Joule-Versuche für Luft von H. Hausen auf tiefe Temperaturen aus- gedehnt. Nach Ausführung einiger Vorversuche wurden die endgültigen Beobachtungen im Ver- suchslaboratorium der Gesellschaft für Lindes Eismaschinen in Höllriegelskreuth bei München unter Bereitstellung reicher finanzieller Mittel seitens dieser Firma angestellt. Da bei Luft der obere Ast der Inversions- kurve durch hohe Temperaturen hindurchgeht, sind die oberen Inversionspunkte aus Gründen der Festigkeit des Versuchsapparates der Be- obachtung schwer zugänglich. Es wurden daher Punkte des unteren Astes bei sehr tiefen Tempe- raturen aufgesucht. Der Drosselapparat bestand im wesentlichen aus einem zylindrischen Stahlmantel und dem in seiner Mitte befestigten Drosselpfropfen, der aus dichtem und mit Schellack getränktem Filz herge- stellt war. Hier erlitt die Luft einen Druckabfall von 6 at (z. B. von 153 auf 147 at), der mit einem Quecksilbermanometer bestimmt wurde. Die durch die Drosselung hervorgerufene Tem peraturänderung wurde durch 2 Widerstands- thermometer gemessen. Auf diese Weise war es möglich, den Wen des differentialen Thom- dp son-Joule-Effektes zu messen, wenn mit p der dt Druck und mit t die Temperatur bezeichnet wird. Der Drosselapparat wurde dadurch auf die gewünschte tiefe Temperatur gebracht, daß in einer ihn umgebenden Kupferspirale Luft hin- durchströmte, die nach der bei der Linde- schen Luftverflüssigung angewandten Methode der Kälteerzeugung abgekühlt worden war. Die ausführliche Mitteilung der noch nicht abgeschlossenen Versuche und deren theoretische Verarbeitung soll an anderer Stelle erfolgen. Als vorläufige Mitteilung sei nur erwähnt, daß sich die neuen Versuchswerte, die sich auf Drucke zwischen 75 und 150 at beziehen, bei tiefen
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