DOC. 116 LECTURES BONN 187 484 Hopmann. Amerikanische Einsteinexpedition. Physik.Zeitschr. XXIV, 1923. in geeigneter Weise auf die Stemplatte proji- ziert. Nachtaufnahmen eines Vergleichsfeldes vor und nach der Finsternis liefern so den Maß-aufnahmen stab des Gitters, der vom thermisch völlig ge- schützten Kollimator „konserviert“ und kurz vor und nach der Totalität auf die Finsternisplatten projiziert wird (deutsche Expeditionen 1922 und 1923 nach Vorschlägen Freundlichs). Richtigerweise sind die Versuche unter 4) und 5) zur Gewinnung eines möglichst großen Maß- stabes mit Instrumenten von 9 m Brennweite erfolgt. Weiter ist es zur Verfolgung und Trennung beider Effekte und um weitreichenden Anschluß an die Venusbeobachtungen zu bekommen, dringend erforderlich, ein noch größeres Feld um die Sonne aufzunehmen, als es im Lick Obs. Bull, geschehen ist. Kurzbrennwertige Kameras sind für die Feinheit dieser Aufgabe wohl zu klein. Auch hier waren die deutschen Expeditionen gut ausgerüstet: ein 3,4 m-Refraktor gab bei genügend großem Maßstab etwa das I */2 fache Gesichtsfeld der Fig. 1 dieser Arbeit. Da die deutsche Expedition 1923 bei derartigen Vorkehrungen gutes Wetter gehabt hat, wird sie hoffentlich entscheidende Ergebnisse zu beiden Effekten bringen. Zusammenfassung. In folgenden Sätzen möchte ich den Inhalt dieses Aufsatzes kurz ausdrücken: Da die Merkur- bewegung und Rotverschiebung sobald noch keine Entscheidung betreffs der allgemeinen Relativitätstheorie gestatten werden, ist die Mes- sung der Ablenkung des Sternlichtes nahe der verfinsterten Sonne hierfür vorab die aussichts- reichste Prüfung. Die Kritik der beobachtungs- wie meßtechnisch gleich ausgezeichneten Arbeit der Lick-Sternwarte zeigt: 1. Die Ergebnisse einer starken Streufigur lassen sich als Bestätigung der Relativitätstheorie deuten, immerhin nur mit einer starken Extra- polation. 2. Mit mindestens gleicher Berechtigung können die Beobachtungen linear ausgeglichen werden. Sie liefern dann eine sehr schöne Be- stätigung der jährlichen Refraktion Cour- voisiers. 3. Diese ist eine durch zahlreiche Beobach- tungen gesicherte Verschiebung der Sternörter. Eine befriedigende Theorie hierfür existiert nicht. Aus verschiedenen Gründen glaubt Verf., daß es sich um eine terrestrische Refraktions- anomalic handelt, da die Annahme eines zirkum- solaren Gases zu Widersprüchen mit anderen Tatsachen führt. 4. Die amerikanischen wie die englischen Platten von 1919 lassen eine Trennung beider Effekte nicht zu, vor allem, da aus ihnen die Maßstabsdifferenz der Finsternis- und Vergleichs- sich nur relativ ermitteln läßt. 5. Damit ist die Frage der Prüfung der Relativitätstheorie durch die Lick- aufnahmen mit unentschieden zu beant- worten. 6. Eine Lösung des Einstein- und Cour- voisierproblems ist nur zu erwarten bei abso- luter Maßstabsbestimmung der Platten und Studium beider Effekte nahe und weit außer- halb der Sonne, wie es z. B. die deutschen Ex- peditionen 1922 und 1923 vorhatten. Diskussion. [4] Herr Einstein: Eine Entscheidung zwischen Courvoisiers kosmischer Refraktion und Rela- tivitätseffekt ist aus Campbells Messungen [5] tatsächlich noch nicht möglich. Herr Sommerfeld: Die frühere Sonnen- finsternis sollte entscheiden zwischen Einstein- effekt und halbem Einsteineffekt. Diese Ent- scheidung ist durch die neue Expedition ge- sichert zugunsten des vollen Einsteineffektes. Wir lernen aber von dem Herrn Vortragenden, daß die Entscheidung zwischen dem Einstein- und Courvoisiereffekt heute noch nicht sicher ist. Herr Lanczos: Uber den funktionalen Ver- lauf der Ablenkung kann naturgemäß bei der Schwierigkeit der Beobachtung nichts ausgesagt werden. Es fragt sich nur, ob aus der abso- luten Größe der Ablenkung dieselbe Konstante herauskommt, die sich nach der Relativitäts- theorie allein aus der Masse der Sonne und uni- versellen Konstanten berechnen läßt. Ist das der Fall, so müßte eine andersartige Ver- ursachung als kolossaler Zufall betrachtet werden. Herr Hopmann: Courvoisier- wie Ein- Steineffekt werden beide ziffernmäßig gleich gut bestätigt. Herr Angenheister: Ich möchte fragen, ob die Sternverdrängung in der eben projizierten amerikanischen Ausmessung nach allen Sonnen- breiten hin gleich stark auftritt Man könnte vermuten, daß der Courvoisiereffekt, - falls er in der Sonnenatmosphäre entsteht -, von der Sonnenbreite abhängig ist, vielleicht in ähn- licher Verteilung wie die äußere Corona. Dann ließen sich die Anteile des Einsteineffektes und des Courvoisiereffektes vielleicht von- einander trennen. Zusatz während der Redaktion: Ein allerdings sehr geringer Unterschied zwischen der beobachteten Stern Verdrängung am Sonnen- äquator und der an den Sonnenpolen scheint nach den Beobachtungen möglich zu sein. Der
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