126 DOC. 75 NOBEL LECTURE 2 Bewegung schlechthin spricht. Diese Auffassung entspricht aber nicht der »Inhaltsforderung», wenn man das Koordinatensystem als blosses Ge- dankending betrachtet. Richten wir unser Augenmerk auf die Experimen- talphysik, so sehen wir, dass dort das Koordinatensystem stets durch einen »praktisch starren» Körper vertreten ist. Es wird dabei ferner angenommen, dass solche starren Körper sich relativ zu einander ruhend lagern lassen wie die Körper der euklidischen Geometrie. Insoweit wir den starren Mess- körper als Gegenstand der Erfahrung als existierend denken dürfen, gelingt es dann, den Begriff »Koordinatensystem» sowie den der Bewegung der Materie relativ zu ihm im Sinne der »Inhaltsforderung» in Ordnung zu bringen. Durch diese Auffassung ist zugleich auch die euklidische Geo- metrie für die Bedürfnisse der Physik der »Inhaltsforderung» angepasst. Die Frage nach der Gültigkeit der euklidischen Geometrie wird zu einer physikalisch sinnvollen die Gültigkeit wird in der klassischen Physik wie auch später in der speziellen Relativitätstheorie vorausgesetzt. Das Inertialsystem und die Zeit werden in der klassischen Mechanik am besten zusammen definiert durch geeignete Formulierung des Trägheits- satzes: Es ist möglich die Zeit so festzusetzen und dem Koordinatensystem einen solchen Bewegungszustand zu erteilen (Inertialsystem), dass mit Be- zug auf letzteres kräftefreie materielle Punkte keine Beschleunigung erleiden von dieser Zeit wird ausserdem angenommen, dass sie durch gleich be- schaffene Uhren (Systeme von periodischem Ablauf) von beliebigem Be- wegungszustande übereinstimmend gemessen werden kann. Es gibt dann unendlich viele Inertialsysteme, die gegen einander in gleichförmiger Trans- lationsbewegung sind, also auch unendlich viele physikalisch bevorzugte Bewegungszustände, welche untereinander gleichwertig sind. Die Zeit .ist absolut, d. h. unabhängig von der Wahl des besonderen Inertialsystems sie ist durch mehr Merkmale definiert, als logisch nötig ist, was aber - wie die Mechanik voraussetzt - nicht zu Widersprüchen mit der Erfahrung Anlass geben soll. Es sei einstweilen bemerkt, dass die logische Schwäche dieser Darlegung vom Gesichtspunkt der Inhaltsforderung darin liegt, dass man kein Erfahrungskriterium dafür hat, ob ein materieller Punkt kräfte- frei ist oder nicht deshalb bleibt der Begriff des Inertialsystems einiger- massen problematisch. Diese Lücke führt zur allgemeinen Relativitäts- theorie wir wollen sie zunächst unberücksichtigt lassen. Bei der skizzierter Betrachtung über die Grundlage der Mechanik spielt der Begriff" des starren Körpers (und derjenige der Uhr) eine fundamentale Rolle, welche mit einem gewissen Recht angefochten werden kann. Der